Die Achte Etappe des Spitzenwanderwegs verspricht tolle Aus- und Weitsichten über die Bergwelt und hinab ins Tal und führt den Wanderer auf einem der beliebtesten Wanderpfade im Zugspitzdorf Grainau. Nachdem die letzten zwei Etappen viele Höhenmeter Steigung in sich hatten, geht es auf dieser Etappe fast immer bergab. Dabei durchquert der Wanderer die spektakuläre Höllentalklamm. Und auch für Einkehrmöglichkeiten ist auf dieser Etappe gesorgt: die Höllentalangerhütte auf halber Strecke sowie die Klammeingangshütte laden zur Einkehr ein.
Tourensteckbrief
Schwierigkeitsgrad: mittel
Streckenlänge: ca. 20 km
Aufstiege: 500 hm
Abstiege: 1.400 hm
Karte © www.ich-geh-wandern.de
Spitzenwanderweg – auf 200 km die Naturlandschaft der Zugspitzregion erleben
Vor nicht allzu langer Zeit wurde der Spitzenwanderweg feierlich eröffnet. Auf 200 km und 12 Etappen führt der Fernwanderweg durch die malerisch vielfältige Landschaft der Zugspitzregion. Dabei werden auch mehr als 6.800 Höhenmeter hinterlegt, also ist der Spitzenwanderweg ein recht sportliches Unterfangen. Aber es lohnt sich. Denn der Weg führt durch eine vielfältige Landschaft und passiert dabei auch zahlreiche Kulturdenkmäler. Start- und Endpunkt ist das malerische Städtchen Murnau. Zwei Hüttenübernachtungen sind auf dem Fernwanderweg inkludiert, einmal im Soiern- und einmal im Schachenhaus. Auf den 200 km passieren Wanderer traumhafte Aussichten, blumenreiche Berg- und Moorwiesen, tiefblaue Bergseen, sprudelnde Quellen und Flüsse, die spektakuläre Partnach- und Höllentalklamm, Voralpengipfel mit Weitsichten, sowie Kulturdenkmäler wie die Königsschlösser Schachen und Schloss Linderhof, sowie typisch bayerische Ortschaften wie Murnau, Krün, Mittenwald, Grainau oder Oberammergau. Es gibt somit viel zu erleben und zu entdecken auf dem 200 km langen Pfad.
Und auch wir sind heiß auf den Fernwanderweg und beschreiten diesen Etappe für Etappe, denn auch für uns Einheimische wird der Weg ein besonderes Erlebnis werden. Zum Teil alleine, aber auch mit meiner Kollegin werde ich den Weg laufen. Begleiten Sie uns auf dem Wanderpfad.
Der Spitzenwanderweg: Alle Etappen auf einen Blick
Bild © spitzenwanderweg.de
Zur Etappe 7: Vom Schachenhaus bis Kreuzeck
Etappe 8: Vom Kreuzeck über die Höllentalklamm nach Grainau
„Alle Menschen werden die Wahrnehmungen machen, dass man auf hohen Bergen, wo die Luft rein und dünn ist, freier atmet und sich körperlich leichter und geistig heiterer fühlt.“
Jean-Jacques Rousseau, französisch-schweizerischer Schriftsteller und Philosoph, 1712 – 1778
Traumhaftes Wetter zeigt sich bereits am frühen Morgen und verspricht einen wunderbaren, sonnigen Wandertag, der gekrönt wird mit tollen Fernsichten bei wolkenfreien Himmel. Gut gefrühstückt bin ich startklar für die heutige Etappe. Polly wird auch heute wieder meine Wanderbegleitung sein, allerdings treffen wir uns erst am Hupfleitenjoch. Als Anwärterin zur Bergwacht hat sie heute eine zusätzliche Strecke vor sich (die auch eine beliebte Wanderroute ist), denn sie wird von Hammersbach aus erst zur Hochalm aufsteigen und das muss in einer Zeit von 1,5 Stunden geschehen. Davor ziehe ich meinen Hut. Für mich startet die Wandertour dagegen sehr gemütlich, denn es geht über den Hammersbacher Fußweg zur Kreuzeckbahn.
Der Blick vom Hammersbacher Fußweg auf die Waxensteine und die Alpspitze ist immer wieder eindrucksvoll und mitreißend schön. Bei der Aussicht freut man sich schon auf die bevorstehende Tour, die man von hier schon gut ausmachen kann. Schnell bin ich an der Kreuzeckbahn und sitze schon kurz danach in der Gondel, mit der es gemütlich nach oben geht.
Einmal auf dem Gipfel angekommen heißt es nun den richtigen Weg zu finden, führen vom Kreuzeck aus doch eine Menge Wanderwege in die unterschiedlichen Richtungen. Keines der Wanderschilder weist zunächst zum Hupfleitenjoch, noch gibt es ein Zeichen für den Spitzenwanderweg, was mich schon wieder ärgert, da ich die Wanderbeschilderung schon oft als dürftig empfinde. Also halte ich mich an das Schild, welches zunächst in Richtung Hochalmbahn-Talstation weist. Immer dem rechten Weg folgend, gelange ich dann zur Abzweigung, die mich letztendlich zum Hupfleitenjoch führen wird. Hier steht dann auch endlich das ersehnte Schild, welches den Weg beschreibt, den ich jetzt folgen muss.
35 Minuten Gehzeit bis zum Hupfleitenjoch sind angezeigt. Eine Gehzeit, die gekrönt wird von einer wunderschönen Naturlandschaft seitlich des Weges. Der Weg ist recht schmal, am Wegesrand blühen die Alpenrosen und immer wieder öffnet sich mir die Sicht hinab ins Tal und ich schaue hinaus nach Garmisch-Partenkirchen bis hinüber nach Farchant und Oberau oder zur anderen Seite hinab nach Grainau und in Richtung Eibsee.
Die Route ist wirklich ein Augenschmaus, zudem verläuft der Weg eigentlich eben und außer, dass ich vor lauter Schönheit um mich herum etwas auf den schmalen Weg achten muss, birgt der Pfad keine Schwierigkeit. Entlang des Weges gibt es sogar eine Bank, auf der man sich ausruhen und die Aussicht genießen kann. Schon bald unterquere ich die Alpspitzbahn, die bei dem wunderschönen Wetter mit jeder Gondel Besucher und Wanderer auf den Gipfel bringt, die auf ihre ganz eigene Tour den heutigen Tag in den Bergen verbringen werden.
Einmal am Hupfleitenjoch angekommen, heißt es nun auf Polly zu warten. Da sie noch nicht am Treffpunkt ist, kann ich mich auf einen gemütlichen Stein setzen und die Aussicht genießen, die sich dem Wanderer von hier hinab in das Höllental bietet. Ein paar erste Wanderinnen treffen bereits ein und fragen mich, ob ich von ihnen ein Foto machen kann. Bis meine Kollegin eintrifft, werde ich während meiner Wartezeit zur gefragten Fotografin für alle Wanderer, die ihren Weg ebenfalls zum Hupfleitenjoch gefunden haben und nun ein Erinnerungsfoto mit dieser Aussicht mit nach Hause nehmen möchten. Dann erkenne ich in der Ferne Polly, wie sie auf dem Weg von der Hochalm kommend entlang marschiert. Sie muss sicherlich k.o. sein, ich wäre es zumindest, wenn ich bereits die Strecke von Hammersbach über die Hochalm und bis hier hinüber gelaufen wäre.
Als Polly dann vor mir steht, sieht sie topfit aus und erzählt mir glücklich, dass sie die Gehzeit geschafft hat, die für die Prüfung bei der Bergwacht für die Strecke angesetzt ist. Bergwachtler zu werden ist sicherlich kein Zuckerschlecken, aber wer Menschen aus diesem Gebiet retten soll, muss zum größten Teil schnell unterwegs sein, denn oftmals drängt die Zeit.
Nachdem ich bis jetzt die Fotos von anderen Wanderern geschossen habe, ist es nun an der Zeit, dass wir ebenfalls ein Mädeltrupp fragen, ob sie von uns beiden ein Foto machen können. Doch bevor wir dann den Abstieg über die Knappenhäuser zur Höllentalangerhütte begehen, unternehmen wir noch einen Abstecher zum Gipfel des Schwarzenkopfs. Der Aufstieg ist leicht, aber es gibt keine Ausschilderung. Vom Gipfelkreuz bietet sich dann nochmals eine überwältigende Aussicht auf das Garmischer Tal und hinaus nach Grainau. Sogar das Hotel am Badersee ist klein zwischen dem Wald mit seinem türkisblauen See auszumachen.
Zurück am Hupfleitenjoch heißt es nun absteigen bis zu den Knappenhäuser. Dort wollen wir eine erste Pause machen. Im Zick-Zack-Parcour geht es Kehre für Kehre bergab, einige Holztreppen sind zudem hinabzusteigen. Dabei genießen wir das Bergpanorama, welches vor uns liegt. Während sich die Wanderer, die von der Höllentalschlucht aufgestiegen sind, jede Kehre hinauf gerade mühsam erkämpfen und zum Teil mächtig aus der Puste sind, ist unser Weg dagegen recht erholsam. Wir können jedoch beide das Gefühl der Anstrengung der Wanderer nachvollziehen, sind wir doch auch schon einmal diesen Weg hochgestiegen. Da jauchzen die Muskeln und man erwartet nur noch das Ende des Aufstiegs.
Aber auch ein Abstieg hat es in sich, denn der geht verstärkt auf die Knie. Durch die Wanderstöcke wird einiges abgefedert, aber ich bin schon gespannt, was meine Waden am Ende der Tour sagen werden, bzw. erst am nächsten Morgen. Nach vielen Kehren, Treppen, Passagen mit Sicherheitsseil und auch einer kleinen Kletterpartie erreichen wir die Knappenhäuser. Wir gönnen uns eine Trinkpause, lockern unsere Beine aus, lassen die Sonnenstrahlen auf unsere Haut fließen und genießen einfach nur die Aussicht.
Weiter geht es nun zum nächsten Zielpunkt: der Höllentalangerhütte. Immer schön bergab, an und ab geht es auch einmal eben und der Weg breitet sich vermehrt. Der Wanderpfad wird immer voller, mittlerweile sind wir in der Rush-Hour der meisten Tourengänger angekommen. Entsprechend voll ist auch die Höllentalangerhütte, die Terrasse ist bei dem schönen Wetter voll belegt. Aber im angrenzenden Waldstück gibt es im Schatten noch einige Waldplätze und so verbringen wir unsere Pause hier.
Wir genießen ausgiebig unsere Pausenzeit, zu schön ist das Wetter, zu gemütlich der Rastplatz. Aber jede Pause hat einmal ein Ende und uns steht auch noch ein Drittel des Weges bevor, der letzte Abschnitt, der uns durch die Höllentalklamm nach Grainau führt. Und am Ausgang der Höllentalklamm gibt es ja noch eine Hütte, in der es sich lohnt, einzukehren.
Zunächst geht es auf ebener Strecke durch das wunderschöne Flusstal, dann kommt erneut ein Abstieg im Zick-Zack-Parcour, der uns weiter hinab führt und zum Eingang bzw. Ausgang der Höllentalklamm, je nachdem von welcher Seite man gestartet ist. Hier ist gerade die Hölle los. Entlang des Flussbetts lagern Menschengruppen zur Pausenzeit, halten ihre Füße ins kühle Nass, genießen ein Picknick und sammeln neue Kräfte für den bevorstehenden steilen Anstieg hinauf zur Höllentalangerhütte. Leider lassen einige ihre Abfallreste gerne liegen, statt diese mitzunehmen und in eine Mülltonne zu schmeißen. Ein absolutes No Go!
Wieder einmal mit einigen Abfallresten anderer bepackt, geht es hinein in die Höllentalklamm. 700 m lang ist die imposante Klamm, die vor Millionen von Jahren entstanden und bereits Anfang des vergangenen Jahrhunderts erschlossen wurde. Eingeweiht wurde die Höllentalklamm am 15.08.1905. Seit diesem Tag sind bereits Millionen Menschen durch die Höllentalklamm gelaufen. Der Name bezieht sich übrigens nicht auf Hölle, sondern auf das Wort höhlen bzw. aushöhlen.
In der Klamm selbst ist von den warmen Sonnentemperaturen zuvor am Berg nichts mehr zu spüren. Es ist zum Teil schon recht frisch, da die Haut zuvor durch die Sonnenstrahlen schön aufgewärmt war, jetzt fühlt es sich so an, als wäre die Temperatur direkt einmal um 15 Grad gesunken. Kühles Wasser tropft zudem von oben auf einen herab, teils sind es schon kleine Kaskaden, durch die man durch muss. Auch wenn ich schon mehrfach durch die Höllentalklamm gelaufen bin, ich finde sie immer wieder faszinierend. Die gewaltigen Wassermassen, das betörende Rauschen, die engen Felsen und das extreme Türkis des Wassers sind einfach gigantisch. Wahnsinn was die Natur alles gestaltet und wie schön ist es so etwas erleben zu können.
Durch düstere Tunnel, wo man schon nicht mehr die Hand vor Augen sehen kann, über nasse felsige Pfade, Stufen und Brücken geht es hinunter zum offiziellen Eingang der Höllentalklamm. Hier müssen wir dann noch unseren Eintritt zahlen und stehen kurz darauf wieder im Freien. Im Nu sind die Temperaturen wieder um 15 Grad gestiegen und die kühle Haut ist schnell wieder erwärmt. An der Höllentaleingangshütte heißt es für uns nun einzukehren zu einem leckeren Stück Kuchen.
Der Kuchen hat sehr gemundet und es geht einmal mehr weiter. Das Wetter soll zudem umschlagen, nach einem so heißen Tag ist es nicht verwunderlich, wenn am späten Nachmittag ein Gewitter aufzieht. Und so vernehmen wir bereits aus der Ferne das erste Donnern. Die normale Abstiegsroute von der Höllentaleingangshütte nach Hammersbach ist derzeit gesperrt, also verläuft unser Weg nach Grainau über den Weg, der zum Stangensteig führt und weiter geradehaus am Ende nach Grainau hinunter. Der Weg ist sehr gut besucht und so reihen wir uns in die Schlange der Wanderer ein, die alle den gleichen Weg haben.
Der für Familien geeignete Weg bietet noch so einige faszinierende Naturhighlights, bis wir wieder die Ortschaft erreichen und die Etappe 8 des Spitzenwanderwegs offiziell beenden. Wieder einmal geht ein wunderschöner Wandertag zu Ende, der uns zwar entlang bekannter Wanderwege geführt hat, aber dessen Wege es sich lohnt mehrmals zu laufen, hoch oder runter. Und dennoch sind wir am Ende froh, wenn wir unsere Wanderschuhe ausziehen können und nun völlige Entspannung angesagt ist.
Tipps & Infos:
- Streckenlänge: 12 km, Leistungskilometer: 20 km
- Gehzeit ohne Pause: ca. 3 Stunden 54 Minuten
- Höhenmeter 510 m hoch, 1.420 m runter
- Mittelschwere Wanderung (auf der Website steht zwar schwierig, wir würden diese jedoch im Hinblick auf die 2-Tages-Touren als mittelschwer bezeichnen), gute Wanderstiefel sowie Wanderstöcke erforderlich. Schwindelfreiheit und gute Trittsicherheit ist nötig. Mehrheitlich auf kleinen Pfaden.
- Vom Tourismusamt gibt es leider nur eine Übersichtskarte vom Spitzenwanderweg. Auf der offiziellen Spitzenwanderweg-Website gibt es auch keine digitale Wegekarte. Die beste Navigation ist daher: https://www.ich-geh-wandern.de/spitzenwanderweg-etappe-8-kreuzeck-grainau
- Öffentlicher Nahverkehr: Vom Hotel am Badersee mit der Zugspitzbahn ab Bahnhof Badersee (Grainau) bis Kreuzeck. Von Hammersbach oder Grainau mit dem Eibseebus zurück zum Hotel.
- Wer möchte und fit ist, der kann über den malerischen Grainauer Höhenweg, der Neuner Alm, dem Panoramaweg bis Christl-Hütte und dem Baderseefußweg zu Fuß von der Höllentalklamm aus bis zum Hotel am Badersee gehen.
- Einkehrmöglichkeiten: Höllentalangerhütte, Höllentaleingangshütte
- Wanderausschilderung vorhanden, das Zugspitzzeichen ist teils klein auf den offiziellen gelben Wanderschildern zu sehen. Daher auf die gelben Wanderschilder achten.
- Die Höllentalklamm ist jährlich zwischen Mai und Ende Oktober geöffnet, je nach Witterung und Schneelage. Während der Schließzeit kann der Weg über den Stangensteig begangen werden.
- Wer ungern bergab läuft, kann natürlich den Weg auch in umgekehrter Richtung laufen.
- Bergbahn Alpspitze Öffnungszeiten und Preise: www.zugspitze.de
Zur Etappe 9: Von Grainau zum Schloss Linderhof
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