Die Zehnte Etappe des Spitzenwanderwegs führt den Fernwanderer über die Ammergauer Alpen vom Schloss Linderhof bis nach Unterammergau. Dabei wird der 1.566 m hohe Pürschling-Berg überquert und man wandert auf dem Europäischen Fernwanderweg E4, der mit über 10.000 km Länge der längste Europawanderweg ist. Im Gegenteil zur Etappe 9 ist diese Etappe wieder eine Bergetappe, die auf schmalen, felsigen und wurzelreichen Trampelpfaden durch einen Bergwald hinauf zum Pürschling führt, um auf der anderen Seite entweder auf der breiteren Forststraße oder einem Waldpfad hinab in die Ortschaft Unterammergau zu gelangen.
Tourensteckbrief
Schwierigkeitsgrad: mittel
Streckenlänge: ca. 17 km (gesamt)
Aufstiege: 600 hm
Abstiege: 650 hm
Karte © www.ich-geh-wandern.de
Spitzenwanderweg – auf 200 km die Naturlandschaft der Zugspitzregion erleben
Vor nicht allzu langer Zeit wurde der Spitzenwanderweg feierlich eröffnet. Auf 200 km und 12 Etappen führt der Fernwanderweg durch die malerisch vielfältige Landschaft der Zugspitzregion. Dabei werden auch mehr als 6.800 Höhenmeter hinterlegt, also ist der Spitzenwanderweg ein recht sportliches Unterfangen. Aber es lohnt sich. Denn der Weg führt durch eine vielfältige Landschaft und passiert dabei auch zahlreiche Kulturdenkmäler. Start- und Endpunkt ist das malerische Städtchen Murnau. Zwei Hüttenübernachtungen sind auf dem Fernwanderweg inkludiert, einmal im Soiern- und einmal im Schachenhaus. Auf den 200 km passieren Wanderer traumhafte Aussichten, blumenreiche Berg- und Moorwiesen, tiefblaue Bergseen, sprudelnde Quellen und Flüsse, die spektakuläre Partnach- und Höllentalklamm, Voralpengipfel mit Weitsichten, sowie Kulturdenkmäler wie die Königsschlösser Schachen und Schloss Linderhof, sowie typisch bayerische Ortschaften wie Murnau, Krün, Mittenwald, Grainau oder Oberammergau. Es gibt somit viel zu erleben und zu entdecken auf dem 200 km langen Pfad.
Und auch wir sind heiß auf den Fernwanderweg und beschreiten diesen Etappe für Etappe, denn auch für uns Einheimische wird der Weg ein besonderes Erlebnis werden. Zum Teil alleine, aber auch mit meiner Kollegin werde ich den Weg laufen. Begleiten Sie uns auf dem Wanderpfad.
Der Spitzenwanderweg: Alle Etappen auf einen Blick
Bild © spitzenwanderweg.de
Zur Etappe 9: Von Grainau zum Schloss Linderhof
Etappe 10: Von Schloss Linderhof bis Unterammergau
„Erklimme die Berge und spüre die gute Energie. Der Friede in der Natur wird in dich fließen wie der Sonnenschein, der die Bäume nährt. Der Wind wird dich erfrischen, der Sturm dich mit Kraft erfüllen und alle deine Sorgen werden abfallen von dir, wie Herbstblätter.“
John Muir, schottisch-US-amerikanischer Universalgelehrter, 1838 – 1914
Das Wetter verspricht für heute einen sonnigen Herbsttag, aber mit Temperaturen von 11-13 Grad. Entsprechend steht nichts im Wege, die 10. Etappe des Spitzenwanderwegs in Angriff zu nehmen. Tags zuvor hat es noch heftig geregnet, entsprechend stellen wir uns auf noch feuchte Wanderwege ein, ziehen feste Wanderschuhe an und packen noch zusätzlich eine warme Jacke ein, falls es am Gipfel kühl sein wird.
Mit dem Auto fahren wir zum Schloss Linderhof und parken auf dem Wanderparkplatz linkerhand vom Schloss. Von hier aus beginnt der Wanderweg. Noch einen kurzen Blick auf das Wanderschild, das eine Laufzeit von 2:30 Stunden zum Pürschling angibt.
Mit vielen anderen Wanderern, die sich bei diesem schönen Herbsttag von hier aus auf Wandertour begeben, starten wir auf gleichem Wege. Nur einige hundert Meter weiter zweigt jedoch schon unser Spitzenwanderweg ab und führt vom breiten Forstweg auf einen kleinen Naturpfad. Damit verabschieden wir uns auch schon von den anderen Wanderern, die weiter geradeaus den Weg zum Brunnenkopf folgen. Jetzt sind wir erst einmal unter uns und genießen die Stille des Waldes.
Nach einem kurzen Anstieg verläuft der Pfad zunächst eben, wir befinden uns nun oberhalb von Schloss Linderhof und der königlichen Parklandschaft. Leider bietet sich kein Blick von oben auf das Schloss. Der Pfad steigt dann wieder an und wir erreichen eine größere Forststraße, der wir nun folgen. Nach kurzer Zeit zweigt wieder ein Trampelpfad linkerhand ab und führt uns in den Bergwald hinein, bis wir einmal mehr eine höher gelegene Forststraße erreichen und dieser nun ebenfalls wieder ein Stück folgen, bis erneut ein Wanderschild von der Forststraße auf einen schmalen Weg weist, der nun über Wurzeln und Steine steil in den Wald hineinführt.
Bisher war der Wanderweg recht gut zu laufen, mit einigen steileren Abschnitten gefolgt von wieder ebenen Passagen, insbesondere entlang der Forststraße. Laut Wanderschild haben wir bereits 1 Stunde der Gesamtstrecke hinter uns gebracht, wobei uns das bisherige Stück kürzer vorkam und wir tatsächlich auch schneller unterwegs waren. Die Zeitangabe sorgt bei mir zunächst für ein Glücksgefühl, doch ich befürchte, dass der schwierige Teil erst noch bevor steht. Stetig geht es von nun an bergauf, der Pfad ein schöner Naturpfad, aber teils durchzogen vom Wurzelwerk der Bäume und größeren Steinen. Nach den ersten Kehren finden wir ein sonniges Plätzchen mit größeren Felssteinen im Wald und gönnen uns zunächst eine Rast um etwas zu trinken. Die riesigen Gesteinsbrocken dienen uns dafür als Sitzgelegenheit.
Obwohl die Temperatur heute gerade einmal nur 11 Grad angibt, wärmt die direkte Sonneneinstrahlung und wir genießen förmlich unseren schönen Platz in der Sonne. Bisher waren wir alleine unterwegs, nun treffen wir auf die ersten Wanderer, die an uns vorbei ziehen. Auch wir packen wieder unsere Sachen zusammen und marschieren über das ausgetrocknete Flussbett. Doch wo ist jetzt eigentlich unser Weg? Irgendwie haben wir diesen nach überqueren der Steine aus den Augen verloren und wandern durchs Grün bergauf, ohne unseren eigentlichen Trampelpfad zu sehen. Die beiden Wanderer, die vor uns marschiert sind, haben wohl die gleiche Erfahrung gemacht, rufen uns aber nun von weiter oben zu, dass hier wieder der Weg ist. Also geht es jetzt erst einmal querfeldein bergauf bis auch wir den Weg erreicht haben, wo auch unsere Vorgänger ausgekommen sind.
Immer weiter geht es bergauf. Nach der ersten Rast hatten sich meine Muskeln wieder etwas erholt und zunächst geht es gut weiter. Doch so langsam merke ich wieder die Anstrengung in den Muskeln und ich frage mich, wie weit es noch zum Gipfel sein wird. Auf dem ersten Stück des Wanderwegs waren die Wanderschilder für mich noch hochmotivierend, hatte sich doch die Zeit bis zum Gipfel sichtlich schnell reduziert. Doch jetzt fehlen mir diese Schilder. Der schöne Bergwald erlaubt immerhin nun auch die ersten Aussichten hinaus auf die uns umgebenen Berge und wir haben bereits sichtlich an Höhe dazu gewonnen. Unser Gipfelziel bleibt jedoch weiter verborgen.
Unser immer noch einsamer schmaler Wanderpfad leitet uns weiter vorbei an imposanten Felswänden und durch sonnendurchfluteten Bergwald. Der Weg entpuppt sich aber auch als kleiner Hindernissparcour, denn ab und an müssen wir Holzstämme überqueren, die quer über den Weg liegen, über Wurzelstufen oder Felsbrocken steigen, bei denen man sich wünscht längere Beine zu haben. Und dennoch ist ein solcher Trampelpfad schöner zu laufen als eine breite Forststraße, auch wenn meine Muskeln gerade das Gegenteil behaupten würden.
Noch einmal gönnen wir uns eine kleine Pause im Wald, genießen ein Pausenbrot und grüßen ein paar weitere vorbeiziehende Wanderer. Ein Blick auf die Karte zeigt an, dass wir uns kurz unterhalb der Kälber Alm befinden müssen und somit sollte es nicht mehr weit bis zum August-Schuster-Haus sein, der höchste Punkt auf der Wanderung. Den höchsten Punkt der heutigen Etappe nicht mehr so weit entfernt zu wissen, gibt mir neue Kraft und Energie und so packen wir unsere Sachen wieder zusammen, schultern den Rucksack und marschieren Schritt für Schritt weiter.
Der Wald lichtet sich zunehmend und die Sicht wird freier sowohl hinaus auf die umliegenden Berge, als auch hinauf zum Gipfel. Der schon schmale Pfad wird immer schmäler und man muss sich wieder auf den Weg konzentrieren, statt die Aussichten zu genießen, denn ein falscher Schritt wäre hier fatal. Das ist wieder kein Weg für Menschen mit Höhenangst. Auf der letzten Anhöhe kommen wir noch einmal zu einer Weggabelung. Für uns geht es nun rechts weiter zum Pürschling, der nur noch 20 Minuten entfernt ist. Der Weg geht zwar nun fast eben weiter und in der Ferne ist auch bald das August-Schuster-Haus zu sehen, aber nun kommen uns auf dem schmalen Pfad auch schon die ersten Wanderer entgegen. Auf begrenzten Raum ist es nicht so einfach aneinander vorbei zu kommen.
Wir haben es geschafft und stehen nun ebenfalls am August-Schuster-Haus. Die Terrasse der Hütte ist voll belegt mit Wanderern, die bevorzugt aus Unterammergau den Aufstieg hinauf machen. Einige uns schon bekannte Gesichter treffen wir hier ebenfalls wieder, die sich ebenfalls einen Snack und ein Getränk in der Hütte gönnen. Leider ist heute nur die Terrasse geöffnet und jetzt am Gipfel windet es sehr und die nur 11 Grad sind deutlich zu spüren. Somit ziehen wir unseren Fleecepullover und auch unsere Jacke über und suchen uns eine einigermaßen windgeschützte Ecke, wo wir noch eine letzte Pause einlegen, bevor wir den Abstieg nach Unterammergau in Angriff nehmen. Hatte ich gerade zuvor nach dem schweißtreibenden Aufstieg noch Lust auf ein kaltes Radler gehabt, präferiere ich jetzt im Windzug meinen warmen Tee aus der Thermoskanne.
Nach der zuvor so ruhigen Wanderpassage von Schloss Linderhof kommend, ist der rege Trubel hier auf dem Berg ein krasser Gegensatz. Alle möglichen Ausflügler sind unterwegs, Familien mit Kindern, Eltern mit Babys auf dem Rücken, kleinere Wandergrüppchen und auch Hundebesitzer, wobei den Hunden die Anstrengung des Aufstiegs im Gegensatz zum Herrchen oder Frauchen nicht anzusehen ist. Da auch einfachere Wanderwege zum Pürschling führen, zum Beispiel über den Kobelsattel auf den man mit der Gondel gelangt und nur noch knapp 300 Höhenmeter bis zum Pürschling bewältigen muss, ist der Berg bei Urlaubern und Einheimischen beliebt. Auch die Forststraße von Unterammergau hier hinauf ist um einiges leichter, als den Weg, den wir gerade gekommen sind, insbesondere da weder Trittsicherheit noch Schwindelfreiheit benötigt werden.
Wir können nun wählen, ob wir den breiten Forstweg absteigen möchten, oder den Waldpfad nehmen. Malerischer ist der Waldpfad, entsprechend schlagen wir den kleinen Pfad ein..
Sobald wir die Waldgrenze erreicht haben, führt der Wanderpfad recht steil bergab über viele Wurzeln, die sich hier über den Wegen ausgebreitet haben und leicht auch zur Stolperfalle werden können. Also ist weiterhin Konzentration gefragt. Ab und an bieten sich wieder einige Fernsichten, doch wirklich beeindruckend sind die Felsen entlang des Weges, an denen sich einige Bäume festklammern und mit ihren Wurzeln umschlingen.
Der Waldpfad findet nach einigen Kilometern sein Ende und stößt auf die Forststraße in unmittelbarer Nähe zur Schleifmühlen Alm. Hier könnte man noch einmal einkehren, aber auch die Terrasse ist jetzt zur späten Mittagsstunde sehr belegt, also werden wir unsere Einkehr auf das Etappenziel verlegen. Für uns geht es nun ebenfalls weiter auf breiter Forststraße. Begleitet wird unser Pfad vom Plätschern des Wassers. Schon bald sind wir am Wanderparkplatz und laufen vorbei an Weidewiesen weiter ins Zentrum von Unterammergau.
Das Ziel ist erreicht, wir sind zufrieden mit dem heutigen Wandertag, aber auch leicht kaputt. Wir freuen uns jetzt darauf die Füße endlich auszuruhen, einen großen Becher Eis zu verzehren und dann auf einfache und gemütliche Art zurück zum Auto am Schloss Linderhof zu gelangen. Der Wanderpfad von Schloss Linderhof zum Pürschling hat uns sehr gut gefallen, auch wenn er etwas anstrengend war. Es lohnt sich diesen sicherlich noch das ein oder andere Mal zu laufen in Kombination mit einem anderen Wanderweg ab Pürschling.
Tipps & Infos:
- Streckenlänge: 11 km, Leistungskilometer: 17 km
- Gehzeit ohne Pause: 3 Stunden 21 Minuten (die Zeitangabe ist eine für absolute Schnellläufer, denn die Zeitangabe allein auf den gelben Wanderschildern wird mit insgesamt 4:15 angegeben, davon 2:30 bis zum Pürschling und 1:45 bis nach Unterammergau, lieber mehr Zeit einräumen als zu wenig planen)
- Höhenmeter: ca. 575 m hoch, 641 m runter, höchster Punkt 1.612 m
- Mäßig schwere Wanderung (auch hier würde ich die Wanderung als mittelschwer – schwierig bezeichnen, insbesondere im Vergleich zur Etappe 9, die dagegen wirklich leicht ist), überwiegend bergiges Gelände, mehrheitlich auf schmalen, kleinen Pfaden, Schwindelfreiheit und gute Trittsicherheit sowie gute Wanderschuhe und Wanderstöcke nötig.
- Vom Tourismusamt gibt es leider nur eine Übersichtskarte vom Spitzenwanderweg. Auf der offiziellen Spitzenwanderweg-Website gibt es auch keine digitale Wegekarte. Die beste Navigation ist hier.
- Anreise mit dem Auto: Vom Hotel am Badersee über Garmisch-Partenkirchen bis nach Oberau, dort linke Abzweigung nach Oberammergau, hinter Ettal kommt die Abzweigung zum Schloss Linderhof.
- Öffentlicher Nahverkehr: Wer die gesamte Tour mit dem öffentlichen Nahverkehr machen möchte, sollte früh starten, denn die Fahrzeit beträgt ca. 2:30 Stunden bis 2:50 Stunden allein bis Schloss Linderhof (z.B. Eibsee Bus um 08:16 Uhr, Bus 9606 um 09:43 Uhr ab St. Irmengard GAP, Bus 9622 um 10:47 Uhr vom Klostergasthof Ettal, Ankunft Schloss Linderhof 11:05 Uhr)
- Rückfahrt ab Unterammergau nach Schloss Linderhof: Bus regelmäßig aber nicht stündlich mit 1-2 Umstiegen, Fahrzeit 0:50 – 1:21 Stunden, letzte Fahrt um 17:34 Uhr unter der Woche, 16:45 samstags, 15:21 sonntags.
- Rückfahrt ab Unterammergau bis zum Hotel am Badersee: Dauer ca. 1:30 Stunden – 2:13 Stunden, je nach Uhrzeit 1-3 Umstiege, letzte mögliche Rückfahrt 17:34 Uhr / 18:33 Uhr, Ankunft 19:47 Uhr / 20:47 Uhr (Sonntag / Samstag). Infos unter www.bahn.de
- Einkehrmöglichkeiten: August-Schuster-Haus auf dem Pürschling geöffnet zwischen Mai und Ende Oktober, Gasthof und Museum Schleifmühle. Aktuelle Öffnungszeiten vorher prüfen.
- Das Wanderzeichen des Spitzenwanderwegs ist auf allen gelben Wanderschildern vorhanden.
Zur Etappe 11: Von Unterammergau bis Bad Kohlgrub
Der Spitzenwanderweg: Alle Etappen auf einen Blick
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