Es ist Herbst geworden in der Zugspitzregion, die Bäume zeigen ihr farbiges Blätterkleid in gelb, orange und rot, auf den höchsten Gipfeln liegt vereinzelt schon Schnee, aber die Tage sind noch sonnig und warm. Eine traumhafte Zeit für Wanderungen und Touren durch die Naturlandschaft. Bevor die Bergwege wegen Schnee und schlechten Witterungsverhältnissen zu machen und auch die Höllentalklamm in den Winterschlaf geht, möchte ich heute noch eine Tour durch die Klamm zur Hochalm unternehmen.
Tourensteckbrief
Schwierigkeitsgrad: schwer
Streckenlänge: ca. 10,5 km (gesamt)
Aufstiege: 1.100 hm
Abstiege: 0 hm
09:00 Uhr: Ich habe gut gefrühstückt, der Rucksack ist gepackt mit Proviant und warmer Kleidung und meine Tour kann starten, nachdem ich mir die Wanderschuhe angezogen habe. Das Wetter sieht verheißungsvoll aus, zwar ist es am Morgen recht kühl, aber die Sonne wird scheinen und die Sonnenstrahlen werden mir etwas Wärme geben. In Hammersbach geht es los und ich folge dem Aufstieg, der mich zum Eingang der Höllentalklamm bringen wird. Die Landschaft ist wunderschön herbstlich, so dass ich meine Kamera gezückt halte. Ich meistere den ersten Aufstieg und jegliche Kühle, die ich zuvor noch verspürt habe, ist verschwunden. Mein Körper ist aufgewärmt.
09:25 Uhr: Ich danke den lieben Gott für jedes ebene Stück Weg entlang des Aufstiegs. So können meine Beine sich wieder etwas erholen, bevor die Muskeln ihre ganze Kraft wieder einsetzen müssen und der Puls auf Hochtouren kommt. Der herbstliche Wald rechts und links des Weges ist grandios, ich weiß gar nicht, welche Saisonzeit meine liebste ist. Wie sehr schätze ich den Wechsel der Natur, der, egal zu welcher Jahreszeit, sich immer von seiner schönsten Seite zeigt. Wahnsinnig schön auch der rauschende Fluss Hammersbach unter mir. Das Wasser strömt über kleine Wasserfälle und durch fette Felsbrocken hinab ins Tal. Und dabei bin ich noch nicht einmal bis zur Höllentalklamm vorgedrungen, das eigentliche Naturhighlight auf diesem Wanderweg.
10:00 Uhr: Ich habe den Eingang zur Höllentalschlucht erreicht. Der Weg war bisher ruhig, am frühen Morgen sind noch nicht sehr viele Wanderer unterwegs. Ich entrichte den Eintritt und trete nun ein in die fantastische Welt der Höllentalklamm. Es ist wieder kühl geworden in der Klamm, nachdem ich mich auf dem Aufstieg bis zum Eingang noch einmal so richtig warm gelaufen habe. Also ziehe ich mir meinen dicken Fleecepullover über.
10:10 Uhr: Die Höllentalklamm muss man genießen. Langsam bewege ich mich auf dem schmalen Pfad, der Besucher durch eine gewaltige Naturlandschaft führt. Das Rauschen des Wassers ist betörend, die sich unter Wasserfällen gebildeten Wasserbecken so türkisblau, dass man am liebsten für ein Bad hineinspringen möchte. Die grauen Felswände wirken zum einen bedrohlich zum anderen schützend. Eine beeindruckende Naturlandschaft trifft auf eine brillante menschliche Baufertigkeit; der Weg ein Konstrukt aus Treppen, Brücken, in den Fels geschlagenen Tunneln und aus dem Gestein gehauenen Weg.
10:15 Uhr: Dass heutzutage Touristen und Wanderer aus aller Welt so leicht die Klamm durchlaufen können, verdanken wir der Ingenieurskunst Adolf Zoeppritz und mehreren einheimischen Bergführern, die bereits Anfang des vergangenen Jahrhunderts die Klamm vermaßen und erkundeten. Nach knapp 4 Jahren Arbeitszeit wurde die Höllentalklamm am 15.08.1905 eingeweiht. Damit der Weg immer gut begehbar ist, sind jedes Jahr erhebliche Arbeitsschritte nötig, um die Wege zu erhalten und die enormen Schneemassen (bis zu 70 m) zu entfernen. Die flexiblen Stege und Brücken müssen auf- und abgebaut werden und die Sicherheit regelmäßig geprüft werden. Dies wird durch die Eintrittsgebühr finanziert.
10:20 Uhr: Die Klamm entstand vor Millionen von Jahren. Die harten Muschelkalkschichten, die sich während der mittleren Triaszeit vor ca. 240 Millionen Jahren am Meeresboden absetzten, wurden später während der Alpenbildung gefaltet und dann vom Regen- und Schmelzwasser des Hammersbachs über viele, viele Jahre in der typischen Klammformation tief eingeschnitten und ausgehöhlt. Der Name Höllental ist recht irreführend, denn geht dieser nicht auf eine mystische Legende zur Entstehend der Klamm zurück, sondern auf das Wort „höhlen“. Eigentlich schade, denn eine spannende Legende wäre sicherlich interessant anzuhören.
10:30 Uhr: Gewaltige Wassermassen stürzen von den Felsen hinab in die Klamm, es tropft von der Decke herab, teils muss man kleine Wasserfälle geschwind passieren, ohne dabei zu nass zu werden. Der Felsboden ist feucht, aber glücklicherweise nicht rutschig, viele Wasserlachen haben sich auf dem Weg gebildet, die Tunnel sind dunkel, teils kann man kaum die Hand vor Augen sehen. Gute, feste Schuhe sind daher nicht verkehrt zu tragen. Immerhin ist kaum Verkehr in der Schlucht, es gibt zu der frühen Uhrzeit noch kein Gegenverkehr, da sich die meisten Wanderer erst noch in die Berge aufmachen.
10:50 Uhr: Jede Klamm hat auch einmal ein Ende und auch ich erreiche den Ausgang. Die Felsen weichen wieder auseinander und geben Platz für den Hammersbach, der sich hier noch ausdehnen kann. Die Temperaturen sind auch gleich wieder angenehmer. Hier ist der ideale Zeitpunkt für eine erste Pause und eine warme Tasse Tee, die dafür sorgt, dass ich mich auch innerlich wieder etwas aufwärme, nach den sehr kühlen Temperaturen in der Klamm.
11:05 Uhr: Für eine längere Pause ist es einfach noch zu kühl. Die Sonnenstrahlen reichen noch nicht so tief in die Schlucht hinein, um Wärme zwischen den Felsen zu erzeugen. Auf geht’s nun zur Höllentalangerhütte, dem nächsten Teilziel auf der heutigen Tour. Der Weg steigt anfangs nur ganz gemächlich an, doch dann steht mir ein heftiger Anstieg bevor, der mich auf die Höhe bringen wird. Die Muskeln fangen wieder an zu schreien und fragen sich, warum wir uns das antun, den Pulsschlag spüre ich deutlich am Hals, ein wärmender Tee um sich innerlich aufzuwärmen ist auch nicht mehr notwendig, statt dessen ist der Wunsch nach einem kalten Getränk da. Egal, was sein muss, muss sein, ich habe mir die Tour ja selbst ausgesucht. In Kehren geht es bergauf, an und ab ist durchatmen angesagt, dann geht es wieder weiter. Aber wenn ich mir die Landschaft anschaue, die sich um mich herum auftut, dann weiß ich, dass sich die Mühen und Strapazen lohnen.
11:40 Uhr: Ein Frohlocken und Jauchzen durchdringt mich, als ich endlich die Höhe erreicht habe und der Weg wieder eben verläuft. Oh danke liebe Natur, dass du mir wieder eine Auszeit gibst. Der Schritt wird wieder schneller, der Schmerz entweicht den Muskeln, der Puls beruhigt sich. So kann es erst einmal weitergehen und tatsächlich ist der Weg von hier bis zur Höllentalangerhütte angenehm zu laufen.
11:50 Uhr: Ich erreiche die Höllentalangerhütte, die leider schon geschlossen ist. So setze ich mich etwas windgeschützt auf die Stufen und statt eines heißen Tees, hole ich mir ein Radler aus dem Rucksack heraus. Das tut jetzt richtig gut. Und noch eine gute Brotzeit dabei und die Energie kommt zurück. Mein Radler sorgt zudem bei vorbeikommenden Wanderern auf Neid und Verwunderung. „Wie ich denn an ein Radler gekommen sei?“, „Prost, so ein Bier hätten wir jetzt auch gern.“, „Das ist aber eine gute Idee.“, so wird mir gesagt. Nachdem ich schon vor vielen verschlossenen Hütten gestanden habe und Lust auf ein kühles Radler hatte, habe ich nun immer eins im Rucksack dabei.
12:25 Uhr: Die Pause hat gut getan und ich bin bereit das nächste Stück des Weges in Angriff zu nehmen. Die Knappenhäuser stehen als Zwischenziel an. Nach der Pause fühlen sich meine Beine wieder recht leicht an und der erste Wegeverlauf läuft locker flockig. So könnte es gerne bleiben. Schon bald erreiche ich die Höhen, von denen ich hinab ins Tal blicken kann, aus dem ich gekommen bin. Ich kann den Weg ausmachen, den ich in Kehren hinauf zur Höllentalangerhütte gestiegen bin. Auch die Knappenhäuser habe ich im Blick, noch ganz klein, aber immerhin vor Augen.
12:45 Uhr: Weit reicht nun der Blick auch hinaus nach Garmisch-Partenkirchen und bis hin nach Oberau. Ich komme mir schon sehr weit hoch vor, an dem Punkt, an dem ich jetzt stehe, doch werden es noch einige Höhenmeter sein, die es zu erklimmen heißt. Aber von Grainau aus habe ich schon gut an Höhe gewonnen und so ist ein aufmunterndes Lob an sich selbst auch drin.
13:30 Uhr: Der Weg auf der zweiten Hälfte zu den Knappenhäuser wird felsiger und steiniger, dazu steigt er immer mehr an. Die anfängliche Leichtigkeit ist verschwunden, jetzt wird es wieder kräftezehrender. Der Weg ist teils mit einem Seil gesichert, obwohl er recht gut zu laufen ist. Aber es ist ja auch trocken und es ist immer noch recht einsam auf der Strecke, obwohl er zu den beliebtesten Wanderwegen in der Zugspitzregion gehört. Dann habe ich auch die Knappenhäuser erreicht und ein Tisch und ein Stuhl laden ein kurz Inne zu halten, noch einmal etwas zu trinken und zurück zu blicken, auf den Weg, den man nun hinter sich gelassen hat.
13:35 Uhr: Rucksack wieder aufgeschnallt und los geht’s. Das nächste Teilziel liegt ebenfalls vor Augen, das Hupfleitenjoch. Ein Wegweiser gibt an, dass es bis zur Kreuzeckbahn über das Hupfleitenjoch noch 1 Stunde und 15 Minuten sind. Wie weit es bis zur Hochalm ist, steht leider nicht dran. Aber 1 Stunde 15 Minuten hören sich schon einmal gut an, weil der größte Teil des Weges schon hinter mir liegt und das eigentliche Ziel immer näher rückt.
14:00 Uhr: Doch der Weg zum Hupfleitenjoch hat es in sich, insbesondere auf dem letzten Stück des Weges. Wieder einmal fangen die Muskeln an zu meckern, fast schon zu streiken und mir kommt wieder der Gedanke, warum ich mir eigentlich in meiner Freizeit diese Mühen und Strapazen antue. Warum habe ich mich nicht einfach auf den Balkon gesetzt und das Bergpanorama gemütlich von unten aus betrachtet. Jetzt stapfe ich hier hoch, bin außer Puste, verschwitzt und habe noch nicht einmal das Ende erreicht. Die 1 Stunde 15 Minuten hörte sich besser an, als sie eigentlich ist. Ich setzte mich auf die Holzstufen, blicke auf den Weg zurück, den ich bereits gelaufen bin und sehe wie sich jetzt auch mehr Wanderer auf dem Weg zu mir tummeln. Einige haben mich auch schon auf der Strecke überholt. Egal, der Weg ist das Ziel. Ich muss meine eigene Zeit finden den Weg zu bewältigen.
14:20 Uhr: Ich habe es geschafft. Ich stehe am Hupfleitenjoch, glücklich und zufrieden, auch wenn mir das Stück echt schwer gefallen ist. Aber das habe ich jetzt auch hinter mir gelassen und eigentlich denke ich, dass es irgendwann ja auch mal bergab gehen muss. Bisher verlief der Weg immer nur bergauf. Während ich am Hupfleitenjoch stehe und nochmal die Aussicht genieße, sehe ich den anderen Wanderern zu, die ebenfalls hier hoch stapfen. Auch die sehen nicht glücklicher aus und der Anstieg scheint auch für sie anstrengend zu sein. Da bin ich wohl nicht alleine mit meinem Gefühl. Aber einmal oben angekommen, ist die Anstrengung im Nu verschwunden.
14:35 Uhr: Die Aussicht auf den zurückgelegten Weg ausgiebig genossen, genug getrunken für neue Energie und ein weiteres Pausenbrot verzehrt und ich bin wieder bereit. Ich muss erst einmal schauen, wie mein Weg weiter verläuft, denn bereits vom Tal in Grainau aus, konnte man die Knappenhäuser auf dem Berg gut ausmachen. Ein Wanderschild weist schon einmal darauf hin, dass ich noch 1 Stunde Wanderzeit vor mir habe. Bis Kreuzeck wären es nur 45 Minuten. Vielleicht sollte ich doch nur bis Kreuzeck laufen, das sind 15 Minuten weniger. Nein, es geht zur Hochalm. Ein Blick in die Pfeilrichtung verrät mir zumindest, dass es zwar jetzt erst einmal bergab geht, doch mich auf der anderen Seite ein weiterer Aufstieg erwartet. Ich hatte eigentlich gehofft nur noch bergab laufen zu müssen. Schade aber auch.
15:20 Uhr: Den letzten Aufstieg habe ich mir nun auch erkämpft und für den heutigen Tag habe ich jetzt auch genug vom bergauf steigen. Was haben meine Beinmuskeln heute leisten müssen! Aber landschaftlich ist es einfach atemberaubend gewesen. Was für eine Naturlandschaft und welche weiten Aussichten konnte ich auf dem Weg hier hinauf genießen. Nun freue ich mich aber auf eine Fahrt mit der Hochalmbahn hinauf zur Alpspitze und von dort aus gemütlich zurück ins Tal. Doch bis zur Hochalm heißt es noch ein Stück zu laufen. Gott sei Dank nur bergab!
15:40 Uhr: Das letzte Stück des Weges ist dann tatsächlich einmal erholsam und ich steige leichtfüßig und locker hinab zur Hochalm. Die Gondel fährt auch kurz nach meiner Ankunft, so dass ich noch nicht einmal lange warten muss. Nach getaner Wanderung, die mir zwar so einiges an Kraft gekostet hat, dafür landschaftlich einfach nur überwältigend schön war, wartet nun der Berggasthof an der Bergstation der Alpspitzbahn auf mich, mit einem kühlen Drink und etwas Leckeren zum Essen. Danach geht es dann ganz gemütlich wieder bergab mit der Gondel. Ich werde diesen Weg sicherlich noch das ein oder andere Mal laufen, zu verschiedenen Jahreszeiten. Aber jetzt kommt erst einmal der Winter und bis ich hier wieder hochstapfe, gibt es eine schöne Winterpause.
Tipps & Infos:
- Länge der Strecke: ca. 10,5 km
- Dauer ohne Pause: ca. 4 Stunden 15 Minuten bis 5 Stunden
- Höhenmeter bergauf: ca. 1.100 m
- Schwierigkeit: mittel – schwierig, Trittsicherheit und Schwindelfreiheit notwendig, gutes Schuhwerk und Wanderstöcke
- Die Höllentalklamm ist jährlich zwischen Mai und Ende Oktober geöffnet, je nach Witterung und Schneelage. Wenn die Höllentalklamm geschlossen ist, kann man den Weg über den Stangensteig laufen, der über der Klamm hinweg führt.
- Es besteht die Möglichkeit in umgekehrter Richtung zu starten, zum Beispiel vom Kreuzeck bis hinunter nach Hammersbach (Spitzenwanderweg Etappe 8).
- Einkehrmöglichkeiten: Höllentalangerhütte, Höllentaleingangshütte, Berggasthof Kreuzeck oder Restaurant Alpspitze. Öffnungszeiten beachten.
- Zeitig loslaufen, um noch mit der Gondel hinab ins Tal zu kommen. Öffnungszeiten der Gondel: zugspitze.de
- Öffentlicher Nahverkehr Hotel am Badersee: mit dem Eibseebus bis Hammersbach. Von der Talstation der Alpspitzbahn mit der Zugspitzbahn bis Grainau-Badersee.
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