Mit seiner Höhe von 1.889 Metern, tollen Panoramaaussichten und zahlreichen Wanderrouten, die abwechslungsreiche Bergtouren bei fast jedem Wetter ermöglichen, gehört die Notkarspitze zu den schönsten Tageszielen in unserer Umgebung.
Tourensteckbrief
Schwierigkeitsgrad: schwer
Streckenlänge: ca. 18 km (gesamt)
Aufstiege: 1.350 hm
Abstiege: 1.350 hm
Der vielseitige Ammergauer
Die Notkarspitze liegt in den Ammergauer Alpen zwischen Garmisch-Partenkirchen und dem Graswangtal. Der mächtige Bergrücken ist mit allen seinen Gipfeln von Partenkirchen bei schönem Wetter gut auszumachen. Vom Berggipfel öffnet sich in jede Richtung ein herrliches Alpenpanorama, auch die Orte im Tal wie Garmisch-Partenkirchen, Oberammergau, Ettal und Graswang sind gut sichtbar. An sonnigen Tagen bietet der flache Grat am Ziegelspitz tolle Möglichkeiten für ein hochalpines Picknick auf 1.700 m Höhe.
Zum Notkarmassiv gehören insgesamt drei Gipfel: der Ochsensitz (1.515 m), der Ziegelspitz (1.719 m) und die Notkarspitze (1.889 m) - also drei Gipfelkreuze an einem Tag! Dazu führen mindestens vier offizielle Wanderrouten auf die Notkarspitze:
- vom Ettaler Sattel über den Ochsensitz und den Ziegelspitz zum Notkarspitzgipfel (Route 264)
- von der Ettaler Mühle über das Notkar zum Gipfel (Route 262)
- von Graswang / Dickelschwaig über die Kühalm zum Gipfel (Route 263)
- von Garmisch / Burgrain / Farchant über Reschberg / Rossalm zum Gipfel (mehrere Wege bzw. Routenmarkierungen)
Die Routen lassen sich wunderbar kombinieren, z.B. Aufstieg vom Ettaler Sattel und Abstieg zur Ettaler Mühle, oder eine große Überquerung von Graswang nach Garmisch / Farchant ist auch möglich. Auch ein Radausflug mit Gipfelbesuch lässt sich für geübte Mountainbiker locker gestalten: z.B. mit einem Start am Ettaler Sattel über die Forststraße (Route 265), einer Gipfelbesteigung ab der Rossalm (zu Fuss) und zum Schluss einer rasanten Abfahrt nach Burgrain. Ein weiterer Vorteil ist die leichte Erreichbarkeit mit dem öffentlichen Nahverkehr (Siehe unsere Tipps & Infos unten).
Winterwandern an der Notkarspitze
Die Route 264 vom Ettaler Sattel auf den Ochsensitz bietet die Möglichkeit für Winterwanderungen. Die Lawinengefahr auf der Strecke ist aufgrund ihrer moderaten Steigung relativ gering, dazu schützen die Bäume den Hang. Ab dem Ochsensitz kann man bei passenden Wetterbedingungen und guter Sichtweite zum Ziegelspitz oder auch zum Notkarspitzgipfel weitergehen. Allerdings liegen am Grat zwischen dem Ziegelspitz und dem Notkarspitz im Winter mehrere Meter Tiefschnee, entsprechend kommt man ohne Schneeschuhe kaum weiter. Zusätzlich muss man auf die Triebschneeansammlungen bzw. Schneewechte in der Kammnähe aufpassen, die jederzeit abgehen können. Ab dem Ziegelspitz ist die Winterwanderung also nur für geübte Bergsteiger zu empfehlen.
Alpine Gefahren. Obwohl die Route 264 relativ sicher ist, gilt die Notkarspitze als gefährlichster Berg im gesamten Ammergau, da hier die meisten Unfälle passieren. Das liegt teilweise daran, dass im Notkarmassiv sehr viele unbeschilderte Wege vorhanden sind. Daher ist es extrem wichtig, auf den ausgewiesenen Wanderrouten zu bleiben. Das ist im Winter manchmal nicht so einfach: im Schnee kann man sich leicht verlaufen. Besonders im Gratbereich verweht der Wind innerhalb von wenigen Minuten die Spuren, und bei geringer Sichtweite im Nebel verliert man die Orientierung und kann plötzlich in eine Gefahrenstelle landen, wo man nicht mehr rauskommt. Die Route 262 (von der Ettaler Mühle) ist im Winter wegen Lawinengefahr nicht begehbar. Die Zeiten im Blog gelten für geübte Bergsteiger. Beachten Sie unsere Hinweise für Schneewanderungen.
Schneewanderung von Oberau auf die Notkarspitze
Als Oberauerin darf ich die Notkarspitze meinen Hausberg nennen. Nicht nur sehe ich täglich seine Gipfel von meinem Südbalkon, sondern laufe auch gerne die verschiedenen Routen ab. Auch im Winter nutze ich die Notkarspitze als meine alltägliche Trainingsstrecke: auf der Route 264 geht es meistens ohne Lawinenausrüstung, was im Winter ein großer Vorteil ist. Es sind nur 650 hm vom Ettaler Sattel bis zum Ochsensitz, aber ich starte in der Regel direkt von Oberau, so sind es für mich ca. 1.300 hm bis zum Gipfel Notkarspitze - perfekt als Tagesübung.
09:00 Uhr: Der Samstagmorgen ist noch düster mit Schneeregen und Nebel, aber ich entscheide mich trotzdem für eine kurze Bergtour, zumal die Wettervorhersage positiv ausfällt. Zudem lohnt sich die Bewegung immer. So packe ich meine Wanderstöcke und Thermoskanne ein, zudem nehme ich die Grödel, die Gamaschen für den Tiefschnee, warme Kleidung inklusive einem zweiten Paar Handschuhe, Licht und ein paar Snacks mit. Mit dem Radl fahre ich durch Oberau zum Startpunkt meiner Wanderung: die kleine Brücke an der Alten Ettaler Straße. Von hier aus geht es auf der historischen Straße zu Fuß nach oben.
Am einfachsten folgt man der Alten Ettaler Straße direkt bis zu dem Punkt, wo diese die B23 oben am Ettaler Berg überquert, und dann folgt man der Landstraße nach links bis zum Parkplatz Ettaler Sattel. Die letzten 150 m muss man aber am Straßenrand laufen, was in einer Straßenkehre mit eingeschränkter Sichtbarkeit manchmal nicht ganz ungefährlich ist. Daher nutze ich den kleinen Weg durch die Gießenbachrinne, der an der Alten Ettaler Straße beginnt. Kurz nach der Gabelung "Kienjoch-Rundweg" kommt die nächste Abzweigung nach links, die nicht markiert ist. Hier verlasse ich die Alte Ettaler Straße und erreiche nach ein paar Minuten ein altes Kraftwerk. Der schmale Pfad geht dann weiter, überquert den Bach und bringt mich auf einer großen Kurve nach links, bis ich auf eine Forststraße gelange, die nach rechts bergauf zum Parkplatz Ettaler Sattel führt. Kurz vor dem Parkplatz biegt der Weg wieder nach links und bringt mich direkt auf meine Wanderstrecke. Der Weg hat auch Nachteile: nach einem Sturm vor zwei Jahren liegen noch immer zahlreiche umgefallene Bäume auf dem Weg, die bis heute nicht weggeräumt sind. So empfinde ich den Weg immer als Einstiegsparcours - nach dem Klettern über Baumstämme kommt man zum Ettaler Sattel gut aufgewärmt und bereits fit an.
09:45 Uhr: Direkt ab dem Parkplatz kommt die erste Steigung, die mich über die breite Forststraße zum Startpunkt der Route 264 bringt. Der erste Wegweiser zum Ochsensitz / Notkarspitze ist gut sichtbar und der beliebte Steig ist im Wald gut auszumachen. Die ersten 500 hm gehen durch den Bergwald und sind ziemlich langweilig. Der Aufstieg ist relativ entspannt, erst ab ca. 1.300 m Höhe kommen ein paar steilere Felspassagen.
10:30 Uhr: Der Nieselregen und dichte Nebel geben langsam nach und herrliche Sonnenstrahlen durchschneiden jetzt den noch schlafend wirkenden Bergwald. Ab hier wird es auch merkbar kälter. Die Bäume sind mit märchenhaften Eiskristallen verziert. Ich erreiche eine Lichtung unterhalb vom Ochsensitz. Von hier aus hat man bei schönem Wetter einen tollen Blick nach Ettal mit seinem monumentalen Kloster sowie nach Oberammergau, gekrönt mit dem Kofel. Heute allerdings sieht man nur ein endloses Nebelfeld, aus dem die umliegenden Berge rausschauen.
Dafür herrscht oben die wärmende Sonne und es hat sich wieder gelohnt, bei dem anfänglich schlechten Wetter wandern zu gehen. Das Panorama ist unglaublich und ich entscheide mich spontan für die "komplette" Wanderung bis zum Notkarspitzgipfel, um die tolle Sonnenzeit auszukosten.
10:45 Uhr: Nach einem kurzen Fotostopp am Ochsensitz Gipfelkreuz geht es gleich zum Ziegelspitz. Vom Ochsensitz führt der Weg erst einmal leicht bergab. Hier verläuft der Pfad durch mächtige Fichten, die auf dem gemütlichen mit Gras bewachsenen breiten Rücken vereinzelt stehen. Auf ihren Ästen hängen blasse Flechten, die eine ganz besondere Atmosphäre in hochalpinen Bergwäldern bilden, als ob man mit der Zeitmaschine in das Jahrhundert zurückversetzt wird, in der die Natur noch unter sich war. Die warmen Sonnenstrahlen werden von der Schneedecke gespiegelt. Die Luft wird warm und angenehm, so dass man beim Einatmen den süßen Nachgeschmack von Latschenkiefern auf der Zunge schmecken kann.
Jetzt geht es aber nach oben Richtung Ziegelspitz. Der steile Pfad schlängelt sich durch die Latschen, von denen gerade nur einzelne Zweige im Schnee zu erkennen sind. Hier am Grat ist deutlich mehr Schnee als unterhalb vom Ochsensitz. Im Sommer ist der Latschenbewuchs an dieser Stelle deutlich höher als 2 Meter, so kann man sich vorstellen, mit welchen Schneemassen die Pflanzen hier rechnen müssen.
11:15 Uhr: Nach ca. 30 Minuten stehe ich am Gipfelkreuz auf dem Ziegelspitz. Oben wird der Himmel wieder leicht bedeckt, aber der Nebel unten ist nicht mehr so dicht, man sieht schon einzelne Häuser in Graswang und hinten in Oberammergau. Ich gehe 100 m weiter und suche mir einen Sonnenfleck für eine gemütliche Pause mit Blick auf Garmisch-Partenkirchen und Oberammergau, die sich gerade langsam vom Nebel befreien. Es ist so warm geworden, dass man nach 15 Minuten in der Sonne keine Lust mehr hat zum Aufstehen. Allerdings will ich ja noch zum Gipfel der Notkarspitze. Ich packe die Thermoskanne wieder in den Rucksack. Heute sind fast keine Wanderer am Notkarspitz unterwegs: die Spur, die in Richtung Gipfel führt, gehört definitiv nur einer Person.
Ich folge der Spur und stelle kurz danach fest, dass ich bei jedem weiteren Schritt bis zu meinen Hüften in den Schnee einsinke. So macht Wandern keinen Spaß mehr. Dazu merke ich, dass ich gerade im Triebschnee stehe, der jederzeit abrutschen kann. Mühsam geht's auf die Seite, wo der Schnee noch tiefer ist, dafür ist es hier etwas sicherer. Noch fünf weitere Schritte und meine Füße sinken nicht mehr. Langsam komme ich (wahrscheinlich) auf die Route zurück, die mich jetzt auf einer steilen Steigung zum Zwischengipfel bringt, der noch auf dem Weg zur Notkarspitze liegt.
12:15 Uhr: Von hier heißt es einmal wieder ca. 30 Höhenmeter abzusteigen, bis es wieder steil nach oben zum Gipfelkreuz geht. Der Grat ist an dieser Stelle sehr schmal und im Winter immer vereist. Rechts vom Grat droht der Abgrund, also Obacht geben! Aus dem Graswangtal bläst ein heftiger Wind, so dass ich bei manchen Böen hinter den kleinen Schneewechten kauern muss, die hier bei dem Schneefall heute Nacht angeweht wurden. Jetzt kommt mir der Wanderer entgegen, der den Weg gespurt hatte - der Einzige, den ich heute am Berg treffe. Oben ist es sehr windig, meint er.
12:30 Uhr: Das macht aber nichts, es ist kein Picknick am Gipfelkreuz geplant. Das Ziel ist erreicht, so mache ich mich nach wenigen Sekunden wieder auf den Rückweg - erstmal auf der Suche nach Windschatten. Der Abstieg vom Gipfel ist vereist, hier muss man vorsichtig runterklettern, die Wanderstöcke kann man dabei nur schlecht verwenden.
13:00 Uhr: Im starken Wind sind die Spuren von dem Wanderkollegen nach knapp 20 Minuten fast verschwunden. Es ist aber hell und ich kenne mich auf der Strecke gut aus. So erreiche ich in Kürze wieder den Ziegelspitz. Ab hier kommen die Gamaschen und die Grödel zum Einsatz und es geht flott nach unten. In knapp 45 Minuten erreiche ich den Ettaler Sattel und gegen 15 Uhr bin ich wieder in daheim in Oberau. Jetzt schaue ich mir die Berge wieder von meinem Balkon aus an und freue mich über einen gelungenen Wandertag.
Fazit
Diese moderate Wanderung ist je nach Kondition in verschiedenen Varianten machbar. Das schönste dabei ist, dass man die Streckenlänge selbst bestimmen und jederzeit umdrehen kann. Auch für weniger geübte Wanderer wäre die Strecke zwischen dem Ettaler Sattel und Oschensitz (650 hm) oder bis zum Ziegelspitz (850 hm) gut geeignet. Dieser Abschnitt ist auch im Winter als Schneewanderung zu empfehlen.
Tipps & Infos:
- Streckenlänge: ca. 10 km Rundwanderung (vom Ettaler Sattel und zurück)
- Höhenmeter vom Ettaler Sattel: 650 hm (zum Ochsensitz), 850 hm (zum Ziegelspitz) oder 1.050 hm (zur Notkarspitze)
- Anreise vom Hotel am Badersee: mit dem Zug oder Eibsee-Bus nach Garmisch, dann mit dem Regionalzug nach Oberau. Von dort mit dem Bus 9606 bis Ettal. Wer mehr Kondition mitbringt, muss auf den Bus in Oberau nicht warten, sondern kann zu Fuß von Oberau zum Ettaler Sattel aufsteigen (+ ca. 200 hm / +4 km in jede Richtung). Alternativ kann man schon in Farchant aussteigen und über die Reschbergwiese von Burgrain aus zur Rossalm wandern. Von hier aus kann man direkt zum Notkarspitzgipfel aufsteigen - der Ziegelspitz und der Ochsensitz fallen dann aus. Natürlich kann man auch danach über die Route 264 zum Ettaler Sattel absteigen und die beiden kleinere Gipfel mitnehmen.
- Anreise mit dem Auto: im Navi den Parkplatz Ettaler Sattel als Ziel eingeben (gebührenpflichtig). Der Parkplatz wird bei schönem Wetter oft schnell belegt, alternativ kann man in Ettal am Parkplatz Kloster Ettal / Schaukäserei parken (gebührenpflichtig).
- Einkehrmöglichkeiten: auf der Route keine, also genügend Getränke und Proviant mitnehmen. In den Nachbarorten sind zahlreiche Lokale vorhanden.
- Alpine Gefahren: Beachten Sie die richtige Ausrüstung und unsere Sicherheitshinweise für Winterwanderungen: Alpen "for Dummies" - Sicherheit im Gebirge für Einsteiger im Winter
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