Die Burgruine Ehrenberg in der österreichischen Marktgemeinde Reutte gehört zu den bedeutendsten Festungsensembles Mitteleuropas. Sie ist ein beliebtes Ausflugsziel in der Nähe von Grainau. Besonders für Familien stehen hier mehrere Attraktionen zur Verfügung: die mittelalterliche Festung mit vier verschiedenen Anlagen, die beeindruckende 406 m lange Hängebrücke highline179, das Museum des Rittertums und vieles mehr. Gerade in der Winterzeit erstrahlt der Ehrenberg in einer märchenhaften Lichterdecke – so stellt man sich den Winter in den Alpen vor!
An den kurzen Wintertagen kehrt die Finsternis früh ein; die schöne Beleuchtung sollte bereits vor 17:00 Uhr angehen. Wir wollen davor noch das Rittermuseum besichtigen und einen Kaffee trinken, daher fahren wir bereits um 13:30 Uhr in Garmisch los und nehmen die malerische Strecke über den Plansee. Das Wetter ist leider nicht besonders schön, es ist regnerisch und neblig. Aber auch bei so einem Wetter lässt sich ein Tag wunderbar gestalten und so werden wir kurzerhand den Abend in der Ehrenberg Therme in Reutte abklingen lassen.
Foto © Dominik Somweber - Naturparkregion Reutte
14:00 Uhr: Umgeben vom Bergwald, schlängelt sich die schmale Planseestraße durch das Flussbett und beeindruckt zu jeder Jahreszeit mit ihrer schönen Natur. Um auf die Straße zu gelangen, biegt man kurz hinter Ettal links ab in Richtung Linderhof. Über Graswang und am Schloss Linderhof vorbei, gelangt man über die österreichische Grenze zum Plansee. Hier lohnt sich ein kurzer Spaziergang am Seeufer. Bei kaltem Nieselregen sind wir heute die einzigen, die den Ausflug gewagt haben. Die Seefläche ist noch eisfrei und die tiefen, wie aus Blei gemeißelten Regenwolken werden im kalten eisgrauen Wasser gespiegelt – was für ein faszinierendes Winterbild! Jetzt reicht es aber – wir setzen uns wieder ins warme Auto und in einer Viertelstunde erreichen wir bereits die Abzweigung zur Klause Arena am Fuße des Ehrenbergs.
14:30 Uhr: Nachdem wir die Tickets im Besucherzentrum erhalten haben, geht es erst einmal ins Museum, das sich in den Räumen des ehemaligen Burgverwalters befindet. Die Räume sind übrigens nicht beheizt und daher im Winter ziemlich kühl. Hier führt uns der virtuelle Ritter Rüdiger durch die 14 Räume, die verschiedene Themen aus den mittelalterlichen Zeiten interaktiv vorstellen. Die Burg Ehrenberg war in der Vergangenheit ein wichtiges Militärobjekt im nördlichen Tiroler Voralpenland und auch eine Zollstation zwischen der nördlichen und südlichen Handelsroute. Hier erfahren wir wissenswertes über die Burgen und die Menschen, die dort gelebt haben, die Reisen von Kreuzrittern und Händlern, die Pest in Europa und vieles mehr. Wir probieren sogar die alten Helme, das Kettenhemd, die Plattenpanzer, die Schwerter und Speere an! Das Museum ist eine wahre Schatztruhe für Kinder, die hier Aufgaben und Rätsel lösen können – langweilig wird es auf keinen Fall.
Genauso wie an unserer Ruine Werdenfels in Garmisch, kann man hier am Ehrenberg die lange Geschichte des Aufschwungs und des weiteren Zerfalls miterleben. Erbaut ab 1290, hatte die Burg Ehrenberg über die Jahrhunderte ihre guten und schlechten Zeiten, bis sie in den 1800s, ähnlich wie die Ruine Werdenfels, als Steinbruch dienen musste. Die Rettung der Ruine Ehrenberg begann in 2003, seitdem steht das Festungsensemble im Mittelpunkt eines beeindruckenden Renovierungs- und Forschungsprojekts. Die Bau- und Burgenforscher versuchen, das ursprüngliche Aussehen des Objektes zu rekonstruieren. Für Archäologie-Fans ist der Ehrenberg ein absoluter Must-See!
16:00 Uhr: Als wir das Museum verlassen, ist es draußen noch hell. Damit haben wir noch Zeit für eine kurze Einkehr ins historische Restaurant Salzstadel, wo wir uns eine heiße Schokolade mit Pflaumenkuchen gönnen, bevor die festliche Beleuchtung eingeschaltet wird. Der Kuchen war sehr lecker und die Speisekarte sieht ausgezeichnet aus – es lohnt sich definitiv, immer wieder vorbeizukommen. Jetzt aber kehrt die Dämmerung ein und wir freuen uns auf die Burgruine.
16:30 Uhr: Wir nehmen den Schrägaufzug Ehrenberg Liner, um die Burg zu erreichen. Das Ticket enthält eine Berg- und eine Talfahrt. Im Dunkeln leuchten am Berg und auch im Tal unzählige Lichter und Figuren, die den Ort zauberhaft in ein Wintermärchen verwandeln. Als der Liner die ersten Höhenmeter hinter sich lässt, bewundern wir durch das Panoramafenster den idyllischen Blick mit den alten Höfen unten und der beleuchteten Hängebrücke oben, umgeben von den verschneiten Bergen. An der Bergstation geht es durch das Portal zum steilen Aufstieg zur Burgruine.
16:45 Uhr: Bereits am Eingang entdecken wir, dass in der Burg ein schrecklicher Vorfall passiert ist: dem Drachen Feuermaul, der die Burg und den umliegenden Wald vor Bösewichten beschützen soll, wurde der magische Drachenkristall geklaut. Mit dem virtuellen Ritter Rüdiger zusammen gehen wir auf die Suche. Sicherlich wird es die schönste Suche in dieser Wintersaison, da die herrlichen Lichtinstallationen uns auf diesem Weg mit faszinierenden Geschichten, interaktiven leuchtenden Objekten, Bewegung und Musik begleiten. Vom grandiosen Kampf zwischen Feuer und Eis über den verzauberten Wald mit seinen Hirschen bis zum Baum des Friedens entwickelt sich das spannende Wintermärchen vor uns, bis wir den Drachen Feuermaul mit seinem Drachenkristall endlich entdeckt haben. Nur den Kristall hätten wir uns schöner vorgestellt – dies liegt aber sicherlich daran, dass er von den Instagrammern als Fotoplattform benutzt wird.
17:30 Uhr: Im Anschluss geht es zur berühmten Hängebrücke highline179, die auf 114 m Höhe die Burgruine Ehrenberg mit dem Fort Claudia verbindet. Seit 2014 gilt die highline179 als „längste Fußgängerhängebrücke im Tibet-Stil“ weltweit und wurde dadurch in das Guinness-Buch der Rekorde aufgenommen. Das Tal wurde inzwischen mit Nebel dicht bezogen und die Brücke sieht etwas gefährlich aus, nachdem die Laternen ein verschwommenes rotes Licht ausstrahlen und der weitere Verlauf nach 50 m im Nebel verschwindet. Ein lebhafter Wind weht durch das Tal und der nasse Winterabend fühlt sich noch kälter an. Meinem Freund wird es bereits beim Anschauen schwindelig, so unternehme ich alleine einen kurzen Brückenlauf zum Fort Claudia und zurück, um warm zu werden. Durch den Gitterrost unter meinen Füssen leuchtet in der Tiefe die Klause. Die Brücke wirkt sehr stabil, nur beim Fotografieren merkt man, dass auch die Schritte einer einzigen Person sie zum leichten Beben bringen. Im Anschluss wird mein Frieren mit einem tollen Ausblick auf die Festung mit der Brücke belohnt.
Foto © Rolf Marke - Naturparkregion Reutte
18:00 Uhr: Nach dem langen Spaziergang wird es uns langsam kalt und wir freuen uns wieder auf unser Auto, das uns in wenigen Minuten nach Reutte bringt. In der Therme kaufen wir uns zwei 3-Stunden-Karten und genießen schon bald vom Außenpool den Blick auf die beleuchtete Burgruine, bis sie vollständig im Nebel verschwindet. Schade, dass es heute keinen Sternenhimmel gibt. Aber drei Aufgüsse und ein leichtes Abendessen an der Salatbar sorgen für einen perfekten Abschluss des heutigen „Schlechtwettertags“.
Der Ausflug zum Ehrenberg und nach Reutte ist zu jeder Jahreszeit ein empfehlenswertes Unternehmen und ist mit den anderen Attraktionen gut zu kombinieren – z.B. mit einem Besuch nach Oberammergau oder zum Schloss Linderhof. Im Sommer kann man im Plansee baden oder in den Ammergauer Alpen wandern gehen, vor Ort sind die weiteren Burganlagen, inklusive Fort Claudia und die Festung am Schlosskopf, geöffnet. An Schlechtwettertagen ist Wellness in der Ehrenberg-Therme angesagt. Im Winter sorgt der Ehrenberg für die schönste Weihnachtslaune – besonders mit dem wunderschönen Lumagica Lichterpark, der bis 26.02.2023 geöffnet bleibt und in den nächsten fünf Jahren immer wieder aufgebaut wird.
Tipps & Infos:
- Ehrenberg & Klause Arena - Website / LUMAGICA Lichterpark
- LUMAGICA auf der Burg Ehrenberg - Online-Ticketverkauf
- Alpentherme Ehrenberg Reutte in Tirol - Website
- Anreise mit dem öffentlichen Verkehr: Mit der Regionalbahn kommt man in 50 Minuten vom Bahnhof Grainau nach Reutte in Tirol
- Anreise mit dem Auto: Vom Hotel am Badersee kann man entweder über den Fernpass bei Lehrmoos direkt nach Reutte fahren, oder es empfiehlt sich die malerische Route über den Plansee. Dies lässt sich auch gut als Rundweg gestalten.
- Der Ausflug nach Reutte ist im Sommer auch mit dem Motorrad gut machbar. Am Plansee steht ein Kiosk mit Eis, Getränken und Snacks zur Verfügung, oder man kann in der Ammerwald-Alm einkehren. Die Route verläuft über die Berge, an Seen und Flüssen vorbei. Für die Rückreise kann man die malerische kurvenreiche Strecke über das Lechtal, Heiterwang und Ehrwald nehmen.
Zum YouTube Video: LUMAGICA auf der Burg Ehrenberg
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