Diese Rundwanderung für geübte Bergsteiger kann man auch "The Best of Grainau" nennen: auf 1.500 Höhenmetern zeigt die Tour die schönsten Orte und Aussichten, die es im Zugspitzdorf gibt. Die Tour ist direkt vom Hotel am Badersee zu Fuß machbar. Wegen erhöhter Steinschlaggefahr ist neben der Wanderausrüstung ein Helm notwendig.
Tourensteckbrief
Schwierigkeitsgrad: schwer
Streckenlänge: ca. 20 km (gesamt)
Aufstiege: 1.450 hm
Abstiege: 1.450 hm
Nach dem ersten Schnee im Herbst kommen, zur Freude vieler Wanderer, oft noch warme sonnige Tage. Auch wenn die Tage bereits sehr kurz sind, macht es unendlich viel Spaß, noch ein paar schneefreie Bergtouren zu laufen und die letzten Sonnenstrahlen zu genießen, bevor die Skisaison beginnt. Als Saisonabschluss haben wir uns dieses Jahr die wunderschöne, aber anspruchsvolle Tour zur Riffelspitze ausgewählt.
07:00 Uhr: Bereits beim Frühstück entsteht die Diskussion, in welche Richtung wir die Tour machen sollen. Mein Kumpel besteht darauf, dass der Aufstieg über das Höllental einfacher ist. Ich dagegen möchte unbedingt über den Eibsee aufsteigen, denn ich hatte noch nie die Chance, die Strecke in diese Richtung zu laufen - auch beim Bergsteigen ist ja die Abwechslung wichtig! Er gibt mir Recht und kurz nach 07:30 Uhr sind wir schon in Richtung Eibsee unterwegs.
08:45 Uhr: Es ist mit -8 Grad saukalt, so marschieren wir die ersten Kilometer schweigsam und versuchen erst einmal beim Laufen warm zu werden. Am Eibsee angekommen, gehen wir am Zugspitzbahnhof vorbei. Hinter dem Bahnhof überqueren wir die Gleise, dann nehmen wir eine Forststraße nach oben - hier gibt es ein paar Forstwege als Option, die uns alle theoretisch zum richtigen Punkt bringen würden. Über steile Steige und Forststraßen finden wir in der Dämmerung unseren Weg durch den Wald. Nach dem Sonnenaufgang wird es gleich wärmer, dafür wird der Matsch auf den Wegen leider wieder rutschig. In der Nähe von der Eibsee-Seilbahnstütze kommen wir auf eine Waldschneise, von hier aus sieht man die Talstation und den Parkplatz, die bereits weit unten liegen. Jetzt haben wir ca. 300 hm hinter uns, das Gelände ist hier extrem steil und der Weg ist so matschig, dass ich mich beim Gehen teils an den Bäumen festhalten muss, um nicht abzustürzen.
09:30 Uhr: Kurze Zeit später kommen wir auf eine breitere Straße, die zur Station Riffelriß führt. Ab 1962, nachdem der Skibetrieb an der Riffelabfahrt stark zugenommen hatte, wurde am Riffelriß eine Diensthütte der Bergwacht Grainau gebaut, parallel wurde damals die erste Eibsee-Seilbahn errichtet. Heutzutage kann man am Riffelriß nur noch selten Ski fahren, da der Schnee meistens fehlt und die Piste nicht mehr präpariert wird. Ein paar Mal im Winter kann man hier nach einem großen Schneefall eine Skitour gehen. Umso schöner sind die verlorenen Hänge, wo gerade wieder die Bäume und Gräser frei wachsen.
10:00 Uhr: Die steile Bergstraße endet am kleinen Bahnhof Riffelriß (1.640 m), der im blassen Morgenlicht vor uns ruhig liegt. Es ist sehr still, der Boden ist verziert mit Herbstblättern und wunderschönen Frostmustern. Wir überqueren nochmals die Bahngleise und folgen dem beschilderten Weg zur Riffelscharte. Das ist die angenehmste Strecke auf der ganzen Tour: der schmale Weg schlängelt sich durch kleine Fichten, Birken und Ebereschen hinauf, von hier aus genießt man auch endlich die ersten Ausblicke auf den Eibsee, der gerade unten im Nebel liegt. Der Seeblick wird immer beeindruckender und begleitet den Wanderer bis zum Gipfel. Wir passieren die Abzweigung zur Klettertour Eisenzeit, die als Erinnerung an den historischen Bau der Zugspitzbahn entstanden ist. Vor uns in der Höhe liegt jetzt ein sogenanntes Tunnelfenster - Teil des riesigen 4.466 m langen Tunnels, der auf 1.010 hm die Fahrgäste der Zugspitzbahn vom Riffelriß zum Zugspitzplatt bringt.
10:30 Uhr: Langsam bleiben die Bäume hinter uns und wir erreichen die riesigen Geröllfelder, die unterhalb vom Wettersteinkamm auf der Höhe von ca. 1800 m liegen. Durch Geröll und die Steile von 40-45 Grad wird der Aufstieg gleich schwieriger, bei jedem Schritt kommen hunderte kleine Steine in Bewegung und man braucht manchmal die ganze Kraft, um sich weiter durchzukämpfen. Das Geröllfeld finde ich sehr beeindruckend. An manchen Stellen sind die Steine deutlich größer als an den anderen und ich stelle mir kurz vor, dass zwei Riesen hier mit einem Sieb gelaufen sind und die Steine nach Größe genau sortiert haben.
Im Schatten an der Felsenwand liegt noch der Schnee vom ersten Schneefall. Am steilen Hang ist der Tiefschnee fast besser als Geröll, und ich kann endlich ausatmen als meine Füße im Schnee tief einsinken und nicht mehr gefährlich wegrutschen. Plötzlich fliegt mir ein kleiner Stein ins Gesicht. Nach einem leichten Geräusch ruft mein Wegbegleiter von oben: "Steinlawine!!!" Als ich mich hinter einem Felsen verstecke, pfeifen dutzende Steine durch die Luft. Manche sind faustgroß und ich will gar nicht daran denken, was wäre, wenn ich keinen Unterschlupf gefunden hätte... In diesem Moment bedauere ich sehr, dass ich keinen Helm mitgenommen habe. In wenigen Minuten ist die Steinlawine aber vorbei. Zum Glück konnte auch mein Kumpel ein Versteck finden.
11:15 Uhr: Nach wenigen weiteren Höhenmetern, die durch die Schneemassen führen, erreichen wir die Kletterstrecke. Hier endet der Schnee und das Geröll, der weitere Weg über die Felsen ist mit Drahtseil gut gesichert. Der Klettersteig ist als leicht eingestuft, ohne Klettergurt bzw. Sicherung machbar, dafür aber über eine lange stark ausgesetzte Strecke mit ca. 300 hm. Nach dem langen Aufstieg merke ich, dass meine Muskeln langsam müde werden und halte mich am Drahtseil fest. Dafür begeistert mich das Alpenpanorama und vor allem der herrliche Ausblick zum Eibsee, der gerade tief im Tal vor mir liegt. Der Morgennebel ist weg, so kann man den tiefblauen See mit seinen malerischen Inseln im kleinsten Detail von oben anschauen. Bei der kurzen Trinkpause denke ich mir, wie schön es immer ist, auf dem Eibsee zu paddeln... Heute heißt es jedoch weiter aufzusteigen. Wir sind schon auf über 2.000 m Höhe und die Scharte ist in Sicht.
12:00 Uhr: Voll verschwitzt und ziemlich k.o. erklimmen wir die Riffelscharte (2.160 m). Der vorherige Aufstieg war im Schatten, hier an der Scharte leuchtet zum ersten Mal die Sonne. In voller Stille stehen wir in den warmen Sonnenstrahlen und bewundern den Ausblick. Das ist der perfekte Moment, wo keine Wünsche übrig bleiben. Selbst die Anstrengung ist verflogen. Hauptsache still bleiben und nicht mehr bewegen! Doch mein Kumpel läuft schon weiter - auf geht's zum Endspurt mit den letzten 100 Höhenmetern. Diese sind allerdings am schwierigsten, der schmale Gipfelsteig mit 45 Grad Neigung verläuft am Grat über Felsen und Geröll. Eine Seite der Südlichen Riffelspitze (2.262 m) sieht wie eine Betonplatte aus, glatt und steil liegt sie links von mir, so dass ich sie mit meiner Hand berühren kann, und so geht sie senkrecht bis ins Tal. Gut, dass ich schwindelfrei bin. Unten im Abgrund sehe ich gerade im Grünen die Ortschaft Grainau mit unserem kleinen Badersee. Von hier aus gelingt mir auch die einzigartige Aufnahme vom Eibsee zwischen den zwei Felsen - wo sonst wäre solch ein Ausblick möglich?
12:30 Uhr: Der Gipfel ist erreicht. Von Alpendohlen umgeben, genießt mein Wegbegleiter schon seine Mahlzeit. Überraschenderweise hat die Südliche Riffelspitze kein Gipfelkreuz. Der Blick ist atemberaubend, von hier aus hat man fast die gleiche Perspektive, wie von der Zugspitze, obwohl die Riffelspitze um 700 m kleiner ist. Trotz der warmen Sonne weht am Gipfel wie üblich kalter Wind, der uns dazu zwingt, in den Windschatten auf die südliche Seite zu ziehen. Die Alpendohlen interessieren sich typischerweise für meinen Rucksack und ich schenke ihnen die Überreste von meinem Apfel, die der Vogel im Nu versteckt und schon für die nächste Portion zurückkommt.
Die Alpendohlen gehören zu meinen Lieblingsvögeln. Sie sind mutig, schlau, gesellig und haben Geduld mit uns Tourengehern. (Einmal konnte ich eine Alpendohle beobachten, die neben dem Alpspitz Restaurant knapp 10 Minuten posieren musste, um ein paar Pommes zu bekommen: die Touristen wollten aus der für sie ungemütlichen ca. 15 cm Entfernung eine tolle Instagram-Story mit ihr shooten...) Ihre Fähigkeiten, sich durch die Luft akrobatisch zu bewegen, sind einfach überwältigend - die Alpendohlen schaffen es auch im stärksten Gipfelwind stehen zu bleiben, wenn sie unten Schmankerl bemerken. Sie sind angeblich die höchstlebenden Lebewesen auf der Erde: Bergsteiger am Mount Everest konnten die Vögel auf Futtersuche über 8.200 m Höhe beobachten! Und am Bauch haben sie so schönes feines Fell. Am liebsten mögen Alpendohlen Hagebutten, die gerade im Herbst im Tal an vielen Stellen zu finden sind. So pflücke ich manchmal Hagebutten vor der Wanderung als Mitbringsel für die Vögel.
13:15 Uhr: Der Abstieg zurück zur Scharte ist bei der Steile nicht einfach, an manchen Orten muss man runterklettern. Nach dem Verlassen des Gipfels nehmen wir den Weg nach links ins Höllental. Der Steig verläuft im oberen Bereich über das Geröll, was natürlich nach dem langen Aufstieg für die Knie anstrengend ist und viel Ausdauer benötigt. Knapp 2 Stunden brauchen wir, um die Höllentalangerhütte zu erreichen (15:00 Uhr), wo wir uns endlich kurz entspannen können. Allerdings müssen wir uns schon etwas beeilen, damit wir den Grainauer Höhenweg erreichen, bevor es finster wird. Im November hat die Hütte sowie die Höllentalklamm schon geschlossen, auch weitere Wanderwege in Richtung Kreuzeck / Alpspitze werden gesperrt. Im Spätherbst baut der Alpenverein die Brücken und Seilsicherungen ab, so dass die Rinderscharte und das Hupfleitenjoch vom Höllental nicht mehr zu erreichen sind. Ab Oktober kommt die Sonne ins Höllental nicht mehr rein, so herrscht hier gerade eine Herbststimmung: gelbe Blätter und rote Vogelbeeren, klares Wasser rauscht durch die dunklen Steine, die im Schatten nie trocken werden. Bei geschlossener Klamm nehmen wir ab der Höllentalangerhütte den Stangensteig, um ins Tal abzusteigen.
16:00 Uhr: Von der eisernen Brücke schauen wir von oben kurz in die Höllentalklamm hinein. Die Woche war relativ trocken, so werfen nur kleine Bäche ihr Wasser in die Klamm und der Wasserstand ist niedrig - so sollte es aber im Spätherbst auch sein. Die letzten Kilometer, die oberhalb von der Höllentalklamm und weiter über den Dr.-Gazert-Weg verlaufen, werden immer schwieriger. Wir sind schon ziemlich erschöpft, mein Knie tut weh und der rechte Fuß hat eine Blase. Aber was sollte man schon von einer Wanderung mit 1.500 hm sonst erwarten. Als wir auf dem Grainauer Höhenweg durch den Wald laufen, wird es gegen 16:45 Uhr stockfinster, so geht es nur mit Stirnlampe weiter. Trotzdem gelingt es mir, über eine Wurzel peinlich zu stolpern. Wir suchen im Dunkel nach Wegweisern, um den richtigen Abstieg nach Grainau nicht zu verpassen, besonders wenn wir die Wege hier nicht so gut kennen und im Dunkeln ist alles noch einmal anders. Trotz allem hat unser Ausflug ein gutes Ende, sogar der Traum nach einem leckeren Abendessen wird erfüllt.
Fazit: Insgesamt haben wir für die Rundwanderung über 9 Stunden gebraucht. Die Tour ist für erfahrene Wanderer, Trittsicherheit und Schwindelfreiheit absolut erforderlich. Viele Abschnitte auf der Strecke sind steinschlaggefährdet, es ist daher notwendig, einen Helm mitzubringen. Aufgrund der kurzen Sonnenstunden ist auf Herbsttouren immer auch Licht mitzunehmen. Bei Schnee ist die Tour wegen Lawinengefahr nicht machbar. Die Ausblicke von der Riffelspitze sind einzigartig, damit ist die Wanderung zu 100% zu empfehlen. Beide Daumen hoch!
Tipps & Infos:
- Alpine Gefahren: Kletterhelm unbedingt mitnehmen, sowie warme Kleidung, Licht und sonstige Wanderausrüstung. Beachten Sie die Schneelage und vor allem unsere Sicherheitstipps.
- Die Höllentalangerhütte ist die einzige Einkehrmöglichkeit auf der gesamten Strecke, schließt allerdings im Oktober. Daher Öffnungszeiten prüfen bzw. ausreichend Wasser und Mahlzeit mitnehmen. Höllentalangerhütte: Info & Öffnungszeiten
- Man kann die Höhenmeter drastisch reduzieren (um ca. 600 bis 900 hm), indem man vom Eibsee (oder direkt vom Badersee) mit der Zugspitzbahn bis zum Riffelriß hinauffährt. Den ersten Abschnitt kann man sich wirklich sparen: die schönsten Aussichten sind erst ab dem Riffelriß. Der erste Zug fährt allerdings erst um 8.30. Zugspitzbahn: Tickets & Infos
- Die Tour ist auch in die Gegenrichtung machbar. Der Aufstieg über das Höllental ist etwas einfacher.
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