Die hochalpine Wanderung zur Coburger Hütte über die Biberwierer Scharte (2.000 m) zählt zu den schönsten Wanderungen in der Zugspitzregion – nicht umsonst ist die Strecke Teil der berühmten Via Alpina. Unsere Wanderung fand an einem sonnigen Tag im November statt, wo im Tal noch goldene Blätter den Wanderer locken. Mit so viel Schnee am Berg hat keiner gerechnet, umso schöner war die Überraschung.
Tourensteckbrief
Schwierigkeitsgrad: schwer
Streckenlänge: ca. 12 km (gesamt)
Aufstiege: 1.100 hm
Abstiege: 1.100 hm
Die Idee, dieses Wochenende wandern zu gehen, entsteht spontan, nachdem, nach der verregneten Woche, endlich Sonnenwetter im Wetterbericht angekündigt wird. Als Ziel wird die Coburger Hütte ausgewählt, die schon länger auf meiner Wunschliste steht. Dabei ist es nicht so tragisch, dass die Hütte bereits für den Winter geschlossen hat. Ein Freund leistet mir bei der Wanderung gerne Gesellschaft. Und los geht’s.
8:30 Uhr: Die Tage werden im November bekanntermaßen immer kürzer, dazu sind die Morgenstunden mit eisigen Temperaturen nicht besonders angenehm. Daher starten wir erst nachdem sich die ersten morgendlichen Sonnenstrahlen blicken lassen. Angekommen in Biberwier (989 m. ü. NN) fahren wir erstmal wie geplant zum großen Parkplatz der Marienbergbahn. Mein Freund findet jedoch, dass der Parkplatz vom Ausgangspunkt zu weit entfernt ist. So fahren wir ein Stück zurück und suchen uns einen einsamen Parkplatz aus - am Biberwierer Ortsrand, neben einem Bergbach.
10:00 Uhr: Das erste Stück unserer Wanderung geht durch den Bergwald. An allen Gabelungen folgen wir immer der Beschilderung zur Coburger Hütte. Umgeben von goldgelben Lärchen, liegt die Strecke im November vollständig im Schatten, was bei starker Steigung nicht einmal so schlecht ist, denn man kommt nicht ganz so schnell ins Schwitzen. Der Waldboden ist mit frischem Neuschnee und Eiskristallen prächtig verdeckt, ab und zu sieht man kleine Schneeansammlungen, die auf den Latschenkiefern und kalten Steinfelsen hängen. Der Boden ist zwar rutschig, aber nach oben geht’s noch problemlos. Zudem ist der Weg teilweise mit Kies bestreut, so ist die Rutschgefahr minimal. Der Blick ins Tal ist gigantisch, unten, mitten in den grünen Wiesen, liegen Tiroler Dörfer in den warmen Sonnenstrahlen. Etwas Bedenken haben wir doch, da die Berge hinter den Dörfern schon richtig schneebedeckt sind. Aber hier bei uns ist noch wenig Schnee und wir hoffen, dass es so bleibt, besonders wenn es oben wieder sonnig wird. Vielleicht schaffen wir es sogar, den Drachenkopf zu besteigen, meint mein Kumpel.
11:20 Uhr: Langsam werden die Bäume immer knapper und wir erreichen die Waldgrenze. Auch die letzten Latschenkiefern verschwinden, wir laufen jetzt durch die kahlen Felsen, und es bleiben fast keine schneefreien Flächen mehr. Anschließend ist der Weg vollständig im Schnee begraben und wir müssen auf Spurensuche gehen. Wahrscheinlich waren hier gestern noch ein paar Wanderer unterwegs, deren Spuren man trotz des Windes und des Neuschnees noch teilweise am Boden entdecken kann. Etwas weiter wird der Weg sehr steil und ist sogar mit einem Seil gesichert, das allerdings aufgrund des Tiefschnees nicht zu erreichen ist. Wir nutzen unsere Wanderstöcke, um uns weiter durchzukämpfen.
12:15 Uhr: Am Grat wird es sehr windig, der Schnee wird hier abgeblasen und wir können wieder normal laufen. Aber das ist nur eine kleine Abwechslung: jetzt erreichen wir die Biberwierer Scharte und ab hier beginnt der richtige Winter! So haben wir es nicht erwartet. Vor unseren Augen liegt in der Sonne das schneeverzauberte Hochtal, gekrönt mit dem stolzen Ehrwalder Sonnenspitz und dem Tajatörl. Die frische Schneedecke schimmert herrlich in den Sonnenstrahlen, der Schnee schmilzt und dämpft an den Latschen, so dass die frische Bergluft kräftig nach Kieferölen duftet. Wir suchen wieder die vereinzelten Spuren von den anderen Wanderern und folgen ihnen in Richtung Coburger Hütte. Wandern im Tiefschnee ist gar nicht einfach: Bei jedem Schritt versinken wir kniehoch im Schnee. Nur kurze Zeit später kommen wir leider wieder in den Schatten und es wird gleich eiskalt. Zudem laufen wir gerade auf der Ebene durch ein steiles Gelände, links ist ein rutschiger Hang, und ich habe keine Lust, den ganzen Weg nach unten zum Seebensee auf meinem Rücken hinab zu rutschen, auch wenn der Schnee so schön frisch aussieht. Auch mein Kumpel ist nicht mehr so hochmotiviert: als wir die Hütte erreichen, ist von der Besteigung des Drachenkopfes keine Rede mehr.
13:00 Uhr: Die Coburger Hütte liegt auf 1.917 m über NN am schönen hochalpinen Drachensee, oberhalb vom berühmten Seebensee (1.657 m), der gerade noch nicht zugefroren ist und uns mit einem atemberaubenden Panorama mit der Zugspitze im Hintergrund beglückt. Die Hütte hat nur von Juni bis Anfang Oktober geöffnet und liegt komplett im Schatten, daher müssten wir unser Pausenbrot an einer mit Eiskristallen verzierten Bank mit herrlichem Blick zum Drachensee verzehren. Allein vom Ansehen wird es mir eiskalt und ich schlage meinem Kumpel vor, dass wir lieber zurückgehen und oben in der Sonne Pause machen. Dagegen hat er nichts einzuwenden. Nach 30 Minuten anstrengender Gehzeit, in der die Füße tief im Schnee verschwinden und mühsam wieder mit jedem weiteren Schritt rausgezogen werden müssen, kommen wir auf eine gemütliche sonnige Lichtung zwischen Latschen, an der wir auf einem schneebedeckten Felsstein endlich unsere Brotzeit genießen können. Und zwar rechtzeitig, denn die Sonne verschwindet nach nur wenigen Minuten plötzlich hinter dem Grat und kommt nie wieder raus!
14:00 Uhr: Das heißt für uns, so schnell wie möglich losgehen – nicht, dass der geschmolzene Schnee auf den Wegen wieder zufriert. Für Eis haben wir ja keine Grödel mitgenommen, der Abstieg wird schwierig. In wenigen Minuten stehen wir wieder auf der Biberwierer Scharte und starten dann auf den Weg nach unten. Der erste Abschnitt oberhalb von der Baumgrenze ist wie erwartet ziemlich hart. Meine neuen Bergschuhe leisten aber einen guten Griff und ich komme sicher runter. Im Wald wird es gleich wärmer, hier verschmilzt aber der Schnee gar nicht, denn die Sonne kommt hier im Winter nie rein. Über den Schotterweg kommen wir langsam ins Tal.
16:00 Uhr: Angekommen! Der kurze Tag neigt sich schon seinem Ende, und ich werfe einen Blick zurück auf die Biberwierer Scharte. Der Sonnenspitz und die umgebenen Berge glühen schon im Abendlicht und die Scharte steht immer noch im Schatten. Trotzdem ist die Wanderung ein tolles Highlight abseits der weit bekannten touristischen Routen. Auf dem ganzen Weg haben wir nur ein paar andere Wanderer getroffen. Jetzt ziehen wir unsere nassen Wanderschuhe schnell aus und steigen in trockene, warme Schuhe. Die Heizung im Auto wärmt uns wieder auf und wir genießen auf der Rückfahrt den Sonnenuntergang und freuen uns auf die bevorstehende warme Dusche.
Tipps & Infos:
- Die Coburger Hütte hat in der Regel von Juni bis Oktober geöffnet. Die Hütte bietet 80 Schlafplätze. Detaillierte Informationen zu den Öffnungszeiten und Preisen finden Sie hier.
- Anreise mit dem Auto: Von Grainau über die B23 nach Ehrwald, dann an der Gabelung nach links abbiegen. In ca. 10 Minuten erreicht man Biberwier. Die Marienbergbahn liegt am Ortsrand Richtung Fernpass.
- Es besteht leider keine direkte Bahnverbindung nach Biberwier. Im Sommer können Sie aber Mountainbikes oder E-Bikes ausleihen und mit der Bahn von Untergrainau nach Ehrwald fahren. Von dort aus braucht man nur 15 Minuten nach Biberwier. Die Rückfahrt mit dem Fahrrad von Ehrwald nach Grainau ist trotz der Länge schön entspannend, da es immer bergab geht.
- Der Seebensee ist besonders im Sommer ein Must-See, er ist am einfachsten von Ehrwald zu erreichen. Wer den Aufstieg sparen möchte, kann gerne mit der Ehrwalder-Almbahn hochfahren und dann der Beschilderung zur Seebensee-Alm folgen. Für Autos bietet die Bergbahn viele kostenlose Parkplätze.
- Die Tour zum Seebensee und Coburger Hütte über Ehrwald ist auch mit dem Mountainbike gut machbar. Von der Bergstation Ehrwalder Alm braucht man nur ca. 30-40 Minuten hoch zum Seebensee, und vom See noch ca. 30 Minuten zu Fuß zur Coburger Hütte (hier keine MTBs mehr möglich). Im Winter bietet die Gegend schöne Skitouren, die Seen frieren dann aber zu.
- Bei den beschriebenen Witterungsverhältnissen sollten nur erfahrene Bergwanderer die Wanderung unternehmen. Nicht nur ist eine Wanderung im Schnee extrem anstrengend und man braucht sehr gutes Schuhwerk und Wanderstöcke, sondern auch Trittsicherheit bei rutschigen Bedingungen ist nötig. Lieber umkehren als unnötiges Risiko aufnehmen! Unsere Sicherheitshinweise für Einsteiger finden Sie hier.
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