Das Murnauer Moos bildet eine ganz besondere Naturlandschaft im Werdenfelser Land. Auf ca. 4.200 Hektar fügen sich Moore, Feuchtwiesen und besondere Waldgesellschaften zu einem einzigartigen Mosaik zusammen. Mit seiner Größe und Geschlossenheit, seiner Landschaftsformen sowie seiner Flora und Fauna ist es einmalig und das größte Alpenrandmoor in Mitteleuropa.
Tourensteckbrief
Schwierigkeitsgrad: leicht
Streckenlänge: ca. 12 km
Aufstiege: 50 m
Abstiege: 50 m
Das Murnauer Moos ist Refugium für viele vom Aussterben bedrohte Tier- und Pflanzenarten. Das Moos ist Erholungs- und Entdeckungspfad für Naturliebhaber und auf dem 12 km langen, markierten Rundwanderweg wird der Besucher von der Naturlandschaft geradezu in den Bann gezogen.
Ich begehe den Rundwanderweg heute zusammen mit meiner Mutter, die zu Besuch in Grainau ist. Das Murnauer Moos ist eine Landschaft, die man zu jeder Jahreszeit besuchen kann und sollte, denn zu jeder Saison ist die Naturlandschaft spektakulär. An klaren Tagen bietet sich ein majestätisches Alpenpanorama, je nach Jahreszeit blühen unterschiedliche Blumen im Moos, im Winter ist die Landschaft mit Eiskristallen überzogen und die Sonnenauf- und –untergänge sind so beeindruckend, dass man hier immer wieder auf zahlreiche Naturfotografen trifft, die dieses Naturschauspiel einfangen. Zusätzlich ist das Murnauer Moos beliebt bei Vogelbeobachtern und Tierfreunden, denn über 1.800 Arten unterschiedlicher Tiere wurden im Murnauer Moos nachgewiesen. Zugegeben es braucht schon Jahre an Beobachtung, um so viele unterschiedliche Tiere zu Gesicht zu bekommen, aber mit etwas Glück, sieht man doch das ein oder andere Tier im Murnauer Moos, insbesondere Vögel, aber auch mal ein Reh, eine Kreuzotter oder eine Waldmaus (keine Sorge, alle sind harmlos und bleiben fast immer versteckt).
Im Mai und Juni ist es besonders schön im Murnauer Moos, denn in diesen Monaten blühen zahlreiche Blumen unter anderem die Orchideen und Sibirischen Schwertlilien und da meine Mutter diese beiden Blumen besonders liebt, wird sie ihre wahre Freude an dem Rundweg haben. Wir parken das Auto am Morgen am Wanderparkplatz, der noch recht leer ist und marschieren los. Vorbei geht es an dem pittoresken Ramsachkircherl, das auf einem Hügel thront am Eingang zum Wanderweg. Das Ramsachkircherl heißt eigentlich St. Georg Kirche und ist im barocken Stil erbaut. Eine Kirche stand hier bereits im 14. Jahrhundert, erstmalig wurde sie im Jahre 1332 erwähnt und war laut Urkunde Eigentum des Klosters St. Mang in Füssen. Wenn die Kirche offen ist, sollte man hier einmal reinschauen, denn die Kirche besitzt ein wunderschönes Deckengemälde, das aus dem Jahr 1740 stammt.
Wir biegen nun auf den Wanderpfad ab und brauchen nicht lange, bis uns die ersten blauen Blüten der Sibirischen Schwertlilie verzaubern. Dazwischen wachsen auch gleich einige Orchideen. Zusammen mit den gelben Trollblumen und auch den Butterblumen ergibt sich ein farbenfrohes Wiesenbild vor der atemberaubenden Kulisse der Alpen. Hier werden auch wir erst einmal zu Naturfotografen. Wir laufen den Pfad weiter, zu unserer linken beglücken uns auch weiterhin Schwertlilien und Orchideen. Dazu zirpen die Grillen im Gras und die Vögel zwitschern zwischen den Bäumen. Zu schade, dass man diese nur wieder schwer zu Gesicht bekommt. Schon bald sehen wir die ersten Fotografen mit Stativ und Großobjektiv. Als wir vorbeimarschieren erkennen wir, dass es eher Vogelbeobachter sind, denn zusätzlich sind sie ausgerüstet mit Ferngläsern und speziellen Beobachtungsobjektiven. Und auch unseren ersten Vogel bekommen wir zu Gesicht.
Auf unserem weiteren Wegeverlauf treffen wir noch viele Vogelbeobachter. Heute scheint ihr Tag zu sein. Einen Specht haben wir auch schon ausmachen können, leider wollte er sich nicht auf einen freien Ast oder Stamm setzen, sodass wir ein schönes Foto erhaschen konnten. Wie wir später von einem Experten erfahren, war es ein Weißrückenspecht, der wohl recht selten ist. Zu schade, dass er so fotoscheu ist. Vielleicht klappt es ja beim nächsten Mal. Die Vogelbeobachter sind auf der Suche nach den Braun- und Schwarzkehlchen, aber auch dem Wachtelkönig und dem Großen Brachvogel. Ja, wie immer machen es uns die Vögel nicht leicht. Man sieht zwar immer einen durch die Lüfte fliegen, doch dann verstecken sie sich im Baum und durch die grünen Zweige sind sie doch zu verdeckt. Es sollen aber auch größere Vögel hier vorkommen u.a. der Schwarzstorch und in der Vergangenheit wurden auch schon Kraniche hier gesichtet. Vielleicht kommen diese in Zukunft wieder vermehrt im Moos vor. Schön wäre es auf jeden Fall.
Wir verlassen das Moos und treten nun in das Waldgebiet ein. Der Boden ist übersät mit Waldbeeren, von denen man naschen könnte, sobald sie reif sind. Hier ändert sich die Naturlandschaft vollkommen. Über Holzstege geht es durch eine beeindruckende Landschaft, die mit Heidekraut und leichten Birken- und Kierfernbeständen bedeckt ist, ein Kontrastprogramm zum bunt blühenden Moos. Nach den bisher beeindruckenden Abschnitten des Rundwegs erreichen wir nun die Ortschaft Westried, die wir durchlaufen müssen. Dieser Teil des Weges ist nicht so schön, aber es ist glücklicherweise nur ein kleines Stück des Rundwegs. Schon bald treten wir wieder in ein Waldstück ein und es geht leicht bergauf. Im Frühling, insbesondere im April, blüht hier der Bärlauch und es duftet so intensiv, dass man direkt Hunger auf ein Bärlauchgericht hat. Jetzt im Mai steht noch der ein oder andere Bärlauch am Wegesrand und ein leichter Hauch des Bärlauchdufts weht durch die Bäume hindurch.
Am Ende des Aufstiegs folgt der Höhenpanoramaweg, der entlang der Eisenbahntrasse verläuft. Ab hier bieten sich uns schöne Aussichten über die Höhen des Murnauer Moos hinweg und man kann die gesamte Größe des Moos ausmachen. Das Murnauer Moos entstand vor ca. 20.000 Jahren, als der riesige Loisachtalgletscher zu schmelzen begann und sich Wasser-, Eis- und Geröllmassen Richtung Norden schoben. Sie schürften einen bis zu 250 m tiefen Trichter, in dem sich ein riesiger Eiszeitsee bildete. Dieser See wird inzwischen von einer mehr oder minder dicken Moorschicht bedeckt, die sich im Laufe der Jahrtausende durch absterbende Pflanzenreste gebildet hat. Die Randbereiche dieses Niedermoores bestehen aus Hoch- und Übergangsmooren. Seit 1980 stehen 2355 ha des rund 4200 ha großen Moores unter Naturschutz.
Entlang der Schienen raschelt es im Gras neben uns. Welches Tier sich gerade hier verbirgt und vor unseren Schritten verdünnisiert, bleibt uns verborgen. Es könnte eine Waldmaus sein oder auch eine Echse, die sich bei den warmen Temperaturen gesonnt hat. Um das heraus zu finden, müssten wir wohl eine Weile hier verharren und die Umgebung beobachten, doch nach 2 ½ Stunden Wanderzeit fängt langsam der Magen an zu knurren. Genügend Rastbänke entlang des Weges gäbe es, um hier eine Brotzeit mit Aussicht zu genießen. Doch wir wollen am Ende des Weges noch in den Biergarten des Gasthofs Ähndl, der jetzt wieder geöffnet ist.
Den letzten Teil des Weges laufen wir etwas leichtfüßiger, denn es ist nicht mehr weit bis zum Ausgangspunkt. Das Ramsachkircherl ist bereits aus der Ferne sichtbar und gleich davor ist der Biergarten. Nach wenigen Minuten sind wir dort und bekommen noch einen freien Tisch im draußen unter den Bäumen und mit Blick auf das Moos. Nach der Wanderung schmeckt der Burger und die Currywurst fantastisch und das Radler löscht den Durst.
Infos & Tipps:
- Website Murnauer Moos mit Informationen zum Naturschutzgebiet, geführte Mooswanderungen, Blühkalender, Insekten & Vögel.
- Offizielle Website Biologische Station Murnauer Moos mit Infos zu Tiersichtungen
- Anfahrt vom Hotel am Badersee: Richtung Garmisch-Partenkirchen, dann B2 in Richtung München. Vor der Auffahrt nach München der Beschilderung nach Murnau folgen. Hinter der Tankstelle der B2 und vor der Ortseinfahrt nach Murnau links abbiegen (Schild Alpenhof Murnau). Geradeaus bis zum Wanderparkplatz fahren (gebührenpflichtig €3,00 pro Tag, E-Auto kostenfrei)
- Anreise mit dem öffentlichen Nahverkehr ab Hotel am Badersee: Eibsee Bus bis Garmisch-Partenkirchen Bahnhof, Regionalbahn nach Murnau Bahnhof, umsteigen in die Regionalbahn in Richtung Oberammergau bis nach Grafenauschau. Man startet dann die Wanderung ab der Ortschaft Westried.
- Einkehrmöglichkeit: Gasthof Ähndl an dem Ramsachkircherl. Öffnungszeiten beachten. Am besten Tisch vorab reservieren, da der Gasthof sehr beliebt ist.
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